Ein Bierzelt ist eben kein Bierkeller

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln – hat es vorige Woche noch geheißen, Franziskus sei derjenige, der die säkulare bzw. freie Welt anführen würde, muss ich jetzt zu meiner großen Überraschung lesen, dass Merkel nun dieser dank ihres Auftrittes in einem Münchener Bierzelt vorstehe, denn bisher habe ich immer gedacht, Politiker wählen Veranstaltungsorte, in denen das Bier in strömen fließt, nur zum Üben, sprich sie wollen dort ihre rhetorischen Fähigkeiten verbessern bzw. testen. Natürlich hätte ich wissen müssen, dass es eine Hierarchie der Orte gibt – ganz oben steht das Bierzelt (das weiß ich, weil der Bayrische Rundfunk während des Oktoberfestes immer live aus einem großen Zelt berichtet), ganz unten der Bierkeller, der seit dem Wechsel Pelzigs zum ZDF praktisch fernsehfrei ist. Politiker treten dort schon lange nicht mehr auf, selbst jene, die nach oben wollen, nutzen die Keller nicht mehr, um sich auszuprobieren. Das liegt natürlich am Führer, der in den Lokalen Münchens gelernt hat, wie sich ein Führer am Rednerpult gebärden muss. Seitdem ist der Bierkeller für angehende Führer tabu – niemand will, dass man ihn mit Hitler vergleicht. Das Bierzelt hingegen hat die Geschichte außen vor gelassen – selbst wenn es angebracht wäre, schöpft in diesem unbelasteten Raum keiner den Verdacht, dass der Redner nicht ganz koscher sein könnte. Ja bei Merkel tun die Medien gar so, als ob sie ihre Rede bei einer UN-Vollversammlung gehalten hätte. Oder, man beachte die geschickte Überleitung, in Versailles, wo Macron es aus Angst, er könnte auf den Boden gehen, tunlichst vermied, Putin mit einem über Gebühr langen Handschlag zu provozieren. Mehr Positives gibt es nicht zu vermelden. Der Nachfolger Peters des Großen, der vor 300 Jahren Frankreich besuchte (ausnahmsweise mal ganz offiziell), ist mit leeren Händen wieder zurückgeflogen. Wenigstens weiß er, dass es für Macron keine rote Linien gibt – sollten wieder Menschen in Syrien aufgrund des Einsatzes von Giftgas sterben, will er sofort Assad angreifen. Wer denkt, er habe die Äußerung gemacht, um den Russen anzudrohen, sie vorzuführen, liegt nicht falsch. Dafür gibt aus Putins Heimat Erfreuliches zu berichten – am Sonntag hat die MC-21 ihren Jungfernflug absolviert. Obwohl sie nur 30 Minuten in der Luft war (deutlich kürzer als die Konkurrenz aus China, die es auf über eine Stunde gebracht hat). Angeblich wollte man wegen der Tragflächen (aus Karbon), an denen eine Änderung vorgenommen werden musste, kein Risiko eingehen. Mir als Laien ist eines aufgefallen – die Maschine braucht nur wenige Meter, um abzuheben. Sollte dies vollbeladen auch der Fall sein, hat der Fluggast das Gefühl, es gehe zum Mond. Ideal für Plätze wie jener auf Sankt Helena – kurze Landebahn, an dessen Ende zum Meer es 300 Meter nach unten geht. Zudem machen den Piloten die Scherwinde zu schaffen.Alles keine Probleme, solange die Tragflächen halten

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