Dschungelcamp, Euro, Wulff – also Freitag, der 13.

Als ich rein zufällig am Freitag gegen 23:00 Uhr beim Dschungelcamp landete, kam bei mir angesichts einer attraktiven jungen Frau, auf deren Körper es nur so von Maden wimmelte, zum ersten Mal seit des Bestehens der Sendung der Gedanke, etwas verpasst zu haben. Dass dieser nicht lange währte, lang weder an den besagten Würmern noch an den exotischen Kleinstkriechtieren, die sie essen sollte, sondern war einzig und allein dem Mann, der ihr diese reichte, geschuldet – RTL hat das Kunststück fertiggebracht, ihn so einzukleiden, dass ich ihn wesentlich abstoßender als die lebendige Ware samt den Maden fand. Den Mundschutz trug er wohl nur, um die Tiere, die er der Frau kredenzte, nicht anzustecken, was wiederum ihre Gesundheit hätte gefährden können. Wenigstens hätten sie ihm Handschuhe geben können (ich glaube, er trug keine). Ich habe keine Ahnung, ob der schmierige Mann, der den Eindruck erweckte, er sei ein Arzt, der den Dschungel gewählt hat, um dort ungestört seinen Patienten Organe zu entnehmen, immer die Lebendware ausgibt. An Albert Schweitzer hat er mich jedenfalls nicht erinnert. In den 5 Minuten, die ich geschaut habe, ist wirklich nichts Spannendes passiert. Dagegen war der Liveblog beim Guardian, bei dem es um die Änderungen der Ratingnoten durch S&P ging, richtig aufregend – 350 Beiträge an einem Freitagabend sind wirklich nicht schlecht. Und es wären noch mehr geworden, hätte sich die besagte Agentur entschließen können, ihre Einschätzungen an einem der vier anderen Werktagen bekannt zu geben. Und da sage noch einer, die Briten würde das Schicksal des Euros nicht interessieren. Die Journalisten, die dort schreiben, verstehen es aber auch, die Leser bei der Stange zu halten sowie einige von ihnen zum Schreiben zu animieren, was angesichts des spröden Stoffs nicht ganz einfach ist, angesichts der Auswirkungen, die derartige Herabstufungen haben können, sich viele aufgefordert fühlen, unter anderem darüber zu diskutieren, ob deren Einschätzung gerechtfertigt sei und ob, wie in der Begründung zu lesen ist, die Politik wirklich versagt habe. Und da sich die Volkswirte nicht einig sind, welcher Maßnahmen nun eine schnelle und möglichst schmerzfreie Heilung versprechen, ist für genügend Diskussionsmaterial gesorgt, ja der Ökonomen-Meinungsmarkt, der sich dadurch auszeichnet, dass es alles umsonst gibt, es einen wirklich nicht leicht macht, etwas Passendes für sich zu finden. Wer jetzt noch sucht, hat die Qual der Wahl. Ich habe mich gleich zu Beginn der Krise entschieden. Und ich brauchte meine Entscheidung bisher auch nicht zu revidieren. Im Hinweis S&Ps (letzter Abschnitt des Auszugs), dass alleiniges Sparen kein Ausweg bedeuten würde, fühle ich in meiner Wahl, die ich natürlich nach reichlicher Überlegung getroffen habe, bestätigt. Wollen die Experten von S&P etwa andeuten, dass die EZB endlich damit anfangen soll, Geld zu drucken? Der Dreizehnte wäre wohl für unseren Bundespräsidenten zu einem Glückstag geworden, hätte Bild nicht herausgefunden, dass er mit seiner Familie die Beförderungsklassen gewechselt habe – hin (USA) ging es in der Economy, zurück in der Business-Class. Aber, wie schon so oft, hat nicht die Meldung an sich, sondern Wulffs Begründung, wie dieser Wechsel zustande kam (die Journalisten hielten sie für nicht plausibel), für Schlagzeilen gesorgt. Der Mann hat es wirklich nicht einfach, denn vermutlich hat Lufthansa aus Angst, es könne sich herumsprechen, dass selbst ein Ministerpräsident nicht imstande sei, sich Business-Tickets zu leisten, ihm und seiner Familie für den Rückflug bessere Plätze verschafft, nach der Devise “Holt ihn da unten raus, denn er ist ein Star“. Und Stars fliegen nun eben mal nicht in der Economy, es sei denn, sie nutzen Ryanair. Dass an einem Freitag, der auf den dreizehnten Tag des Monats fällt, auch Meisterliches entstehen kann, haben “The Stranglers“ eindrucksvoll nachgewiesen.

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