Die „Aussies“ gehen, die „Kiwis“ kommen

Halle-Neustadt wird wieder ein Stück deutscher, und das ganz unbemerkt, denn wer keine Regionalzeitungen oder Webseiten gleichen Zuschnitts liest, wird davon nie erfahren, dass dessen größtes Einkaufscenter den Besitzer gewechselt hat – die Australier sind raus, dafür sind die Deutschen drin. Es heißt, die Aussies zögen sich aus Europa zurück, was mich ein wenig überrascht, war doch letzte Woche zu lesen, ausländische Firmen würden nur Fabriken und Filialen im Süden Europas schließen. Wahrscheinlich haben sie das Center versehentlich erworben – da sich die Abkürzung „Ha-Neu“ eingebürgert hat, besteht Anlass, zu vermuten, die Manager glaubten, sie würden im boomenden Hanoi investieren. Die Besucherzahlen – 22.000 am Tag – deuten ja auch auf Vietnam hin, jedoch muss den Maklern, als sie von den Werten der Sonntage erfuhren, aufgefallen sein, dass sich der Einkaufspark keineswegs vor ihrer Haustür befinden könne. Statistisch gesehen muss jeder „Ha-Neuer“ (Kinder ausgenommen) dreimal pro Woche dort irgendetwas kaufen. Und es ist nicht so, dass wegen der Mall andere Supermärkte schließen müssen. Aus der „Schlafstadt“, in der einstmals rund 95.000 Menschen genächtigt haben, ist eine Einkaufsstadt, die vornehmlich Pendler anzieht, geworden.

Während ich den Weggang der „Aussies“ bedaure, sehe ich dem Einmarsch der „Kiwis“, die diesen Mittwoch um 12:00 Uhr – also „High Noon“ – einrücken werden, mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen. Im Gegensatz zu Hadleyville, das um „12 Uhr mittags“ wie ausgestorben war, wird in Halle der Bär los sein – die „Hobbits“ (im Titel ist zwar nur von einem die Rede, jedoch vermute ich, dass es mehrere gibt) ziehen nämlich ein. Wie viele Schüler die Schule schwänzen, um ihn zu sehen, kann ich nicht beurteilen. Viele Eltern hätten wohl nichts dagegen, wenn ihr Kind diesen frühen Termin (leider der einzige um diese Zeit) wahrnehmen würden – zum einen wären sie einigermaßen pünktlich wieder zu Hause (nach 3 Uhr ist Schluss), zum anderen bräuchten sie nicht eher Feierabend zu machen (die ersten Vorstellungen beginnen um diese Zeit), um mit ihren Kindern ins Kino zu gehen. (Bei mir gäbe es mehr Taschengeld.)

Und damit nicht genug – sie müssen noch mindestens noch 170 Minuten, so lange dauert der 1. Teil, durchhalten. Bei Filmen wie dem Hobbit bieten sich Kinos, die nahe Orten liegen an, deren Besuch man tunlichst meidet (Zahnarztpraxen, Steuerämter, Steuerberaterbüros, Kaufhäuser). Diese kann man nun im Bewusstsein, dass man dort allemal besser als im Saal aufgehoben ist, ansteuern. Schwer wird es, wenn das Kind unbedingt in die Abendvorstellung will (in deutschen Multiplex-Kinos gibt es leider kein Bier; Charly Harper hatte es da wesentlich besser). Der Film scheint mir zur Kategorie der Kinderfilme zu gehören, von denen, wäre ich Vater, mir wünschte, sie wären erst ab 18 erlaubt. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren.

Wenigstens kam Regisseur Peter Jackson den Erziehungsberechtigten entgegen – während sich Harry Porter alle, die über 6 Jahre sind, angucken dürfen, müssen alle, die unter 12 sind, draußen bleiben (was nicht ganz stimmt, aber in diesem Fall ist eine Notlüge erlaubt). Deren Eltern werden aufatmen.

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