Timing ist alles – damit bei der Person, die sich morgen Präsident der Vereinigten Staaten nennen darf, gar nicht erst Euphorie oder gar Übermut aufkommt, hat Kim Jong-un seine Nordkoreaner in der Hoffnung auf die Ukrainer losgelassen, diese möge bereuen, dass sie sich zum mächtigsten Mann der Welt hat wählen lassen. Die Russen glauben, Selenskyj habe besorgt gewirkt, als er seinen Landsleute mitteilte, dass die Nordkoreaner eingegriffen hätten. Auf alle Fälle war er selten ernster. Auf seine Wir-Schaffen-Das-Attitüde mussten die Ukrainer diesmal wohl verzichten, was vermuten lässt, dass seine Militärs schwer beeindruckt von den ersten Vorstellungen der Nordkoreaner sein müssen (die Karte zeigt das noch nicht). Natürlich ist es zu früh, daraus zu schlussfolgern, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis sie vor Kiew stehen, so wie die Türken es vor mehr als 500 Jahren vorgemacht haben, als sie nämlich Wien belagerten. Der Fairness wegen bzw. um die Wahlchancen Trumps nicht zu verschlechtern, haben Putin und Jong-un mit dem Eingreifen bis zur Wahl gewartet. Trump wird es ihnen natürlich nicht danken. Wenn, dann im Stillen, denn bei einem erfolgreichen Vorstoß der Gelben ins Hinterland der Ukraine bräuchte er sich nicht mehr verpflichtet zu fühlen, sein Versprechen, mit einem Telefonanruf für Frieden zu sorgen, einzuhalten. Er könnte dann den kriegslüsternen Präsidenten geben, das vielleicht sogar müssen. Kaum einer seiner Wähler würde ihm das übel nehmen. Eines ist jedoch schon mal sicher – ab morgen bleibt die Welt vom amerikanischen Wahlkampf verschont. Es wurde so viel berichtet, dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, wir würden mitwählen. Wenigstens hat man den hiesigen Fernsehzuschauern die Werbespots, mit denen die Amerikaner seit Wochen bombardiert werden, erspart. Da bleibt zu hoffen, dass uns die Ampel eine zweite Auseinandersetzung vorenthalten, schon weil keiner der Kanzlerkandidaten – immerhin 5, drei Männer und zwei Frauen – weder Burger verkaufen noch ein Müllfahrzeug lenken werden. Leider steht nirgendwo geschrieben, dass der Bürger einen Anspruch habe, von Politikern unterhalten zu werden. Erst recht von Leuten, die Bundeskanzler werden wollen.
PS: Der Blog ist am Freitag „away“. Die Wahlanalyse muss leider ausbleiben.