Der eiserne Wolfgang hat wieder zugeschlagen

Howgh – und die Quintessenz von dem, was Finanz-Häuptling Wolfgang über den Brexit dem Spiegel gesagt hat, ist, dass selbst wenn es den Briten gelingen würde, ihre periphere Lage zu verändern, indem sie bspw. Neufundland, also Amerika, so nahe vor die Küste Irlands ziehen, dass beide Kontinente mit einem Tunnel verbunden werden können, sie keine Chance hätten, die Vorzüge, die die Schweizer für sich in Anspruch nehmen können, gewährt zu bekommen. Um das zu erreichen, müssten sie aus Irland wieder ein Kolonie machen. So ist er eben, unser Finanzminister – knallhart und machtbesessen. Aber während der Eurokrise mancher Ökonom dessen Kompetenz wegen seine Weigerung, Griechenland die Schulden zu erlassen, in Zweifel gezogen hat, liegt es diesmal klar auf der Hand, warum Schäuble den Briten keine Zugeständnisse machen will – nichts fürchtet er mehr als ein prosperierendes Land (zumal wenn es gerade ausgetreten ist), das freien Zugang zum europäischen Markt hat, ohne sich von der EU gängeln lassen zu müssen. Da die Industrie völlig überraschend gerade das höchste Monatswachstum vermelden durfte und Boris und Co. ständig predigen, die Briten könnten einen Status, wie ihn die Schweiz hat, aushandeln, hat sich Schäuble genötigt gesehen, derartige Hoffnungen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Über 12.000 Kommentare innerhalb von 6 Stunden (dann wurde es dem Guardian zu viel – der Thread wurde geschlossen) zeigen, wie notwendig es ist, den Briten reinen Wein einzuschenken. Es ist zwar nicht die feine englische Art, den Briten kundzutun, bei einem Ja nur noch Europäer zweiter Klasse zu sein. Aber wenigstens wissen sie nun, woran sie sind. Für jene, die Schäuble für einen der Hauptschuldigen am Euro-Desaster halten, ist nun endgültig klar, dass erst nach dessen Abgang fortschrittliche Finanzpolitik gemacht wird. Da die meisten Deutschen glauben, ohne ihn würde das Chaos ausbrechen, ist es durchaus möglich, dass er wie El Cid enden könnte.

Lernen die Menschen nicht aus ihren Fehlern? Den Führer nicht zum Kunststudium zu zulassen, war schon eine große Dummheit. Nun hat man Erdogan nicht erlaubt, während der Alis Beerdigung Verse aus dem Koran vorzutragen sowie ein mit Koranversen bestickten Stoff, der aus einer Moschee in Mekka stammen soll, auf dessen Sarg zu legen. (Um die Muslime nicht zu beleidigen, habe ich lange versucht, mir vorzustellen, wie es Erdogan gelungen sein könnte, sich des Stoff zu bemächtigen, ohne dass es niemand merkt. Ich kann machen, was ich will – immer habe ich ein Bild, das einen prachtvollen Wandteppich, dem ein Stück fehlt, zeigt, vor den Augen.) Ich kann daran nicht Schädliches finden. Vermutlich wird ihn Deutschland wieder trösten müssen – hier kennt man ihn, hier wird er gemocht, hier hören ihm die Menschen zu.

PS: Wer glaubt, die Medien würden das Treffen der Bilderberger absichtlich ignorieren, liegt falsch – da ist überhaupt nichts los, wie der Bericht des Guardians zeigt. Pegida ist zehnmal aufregender als die Veranstaltung samt der Demonstranten. Hat die Linke verlernt, auf sich aufmerksam zu machen?

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