50 Jahre Bond sind 50 Jahre harte Arbeit und selbstloser Einsatz, um die Untertanen Ihrer Majestät sowie den Rest der Welt vor Männern (und vor einer Frau) zu retten, die es meistens auf nichts Geringeres als die Weltherrschaft abgesehen haben. Auch in seinem 51. Leinwand-Jahr ist das nicht anders, was natürlich die Frage aufwirft, warum Bond es bisher nie mit einer Frau als Hauptbösewicht zu tun gehabt hat. Daran, dass er sie am Ende umbringen muss, kann es nicht liegen, schließlich werden in den Filmen ebenfalls Frauen (fast ausschließlich jene, die seinem Charme nicht widerstehen können) getötet. Es ist höchste Zeit, dass Bond eine Gegenspielerin bekommt. Und da Feministinnen schwer beleidigt wären, würde sie für immer in Dartmoor landen, muss sie nach spätestens 140 Minuten ebenso sterben. Das ungeschriebene Bond-Gesetz fordert dies, wobei wir uns beim nächsten Bond länger zu gedulden haben (Zweiteiler).
Die Herausforderungen waren so groß, dass während des halben Jahrhunderts nicht einmal eine Minute Zeit war, darauf einzugehen, was 007 privat macht – Bond war stets im Dienst, aber wenigstens gestattete ihm sein Arbeitgeber, der MI6, sich während der Arbeit Wodka-Martinis, die nicht gerührt werden durften, sondern alle ausnahmslos geschüttelt wurden, mixen zu lassen (gut fürs Ego). Dass er seit drei Einsätzen, den jetzigen eingeschlossen, sich diesem Gebräu verweigert, macht ihn nur noch männlicher, zudem ist es auch viel gesünder, 50 Jahre (er könnte auch 60 sein) alten Whisky zu trinken. Hauptsache, es ist kein Kamillentee, denn das ist etwas für Kranke. Und niemand will Bond mit Magengrippe im Bett liegen sehen. Das heißt aber nicht, dass Bond alles wegstecken könnte – zum ersten Mal nimmt er sich eine Auszeit (die Psyche macht nicht mehr mit, er fühlt sich verraten), woraus ich schließe, dass an der Agentenfront Ruhe eingekehrt ist. Er kann es sich nun leisten, zu schmollen (der Sachse würde sagen, er tückscht).
Was macht Bond nun in seiner Freizeit? Eigentlich das gleiche wie im Dienst. Neu ist nur, dass er Bier trinkt, und das aus der Flasche. Natürlich ist es kein 0,5 Liter Geschoss. Das wäre proletenhaft. Die Stille ist natürlich nicht von Dauer, darum währt der Urlaub nur kurz. Bond meldet sich zum Dienst. Alles geht wieder seinen gewohnten Gang. Spannend ist es, wie immer, trotzdem. Erstaunlicherweise sind diesmal die Leute vom MI6 noch humoriger als sonst. Austerität lässt sich mit Humor halt besser ertragen. Jedoch habe ich nicht den Eindruck, dass Englands Geheimdienst sparen muss. Viel geht zu Bruch. Lloyd’s darf, zum großen Bedauern der Names, die persönlich haften, wieder jede Menge Kohle auszahlen. Nach 50 Jahren zu erfahren, wo Bond aufwuchs, ist natürlich ein besonderes Schmankerl. In den Highlands verbrachte er seine Kindheit. Nun zieht es ihn wieder dorthin. Einiges kam mir recht bekannt vor (Glencoe). Ich kann Ihnen versichern, dass man nicht unbedingt einen Aston Martin steuern muss, um die Landschaft schön zu finden. Astra oder Mondeo tun es auch.
Ist Bond bei seinem nächsten Aufenthalt im Norden fremder Staatsbürger? Ein Fremder in der der Heimat, die für ihn zur Fremde geworden ist? Kommt er dann in ein Land, in dem die Stuarts als neues Oberhaupt fungieren? Auf der Suche nach Leuten, die die Queen stürzen wollen (was sich nur Katholiken trauen würden)? Ausschließen kann ich das nicht, jedoch haben die Schotten nun einen Grund mehr, in der Union zu bleiben. Für alle, die ein unabhängiges Schottland wollen, ist der Film ein schwerer Schlag.
Alles in allem ist es ein sehr guter Bond, an dem ich nichts auszusetzen hätte, wenn den Übersetzern nicht ein Fauxpas, von dem ich nicht weiß, ob er auch in der Originalversion gemacht wurde, passiert wäre – M fragt Bond (ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Bemerkung von ihr kam), ob er seine Hausaufgaben gemacht habe. Puh! War ich entsetzt, zu hören, dass sie beim MI6 ebenfalls so daherreden (völlig unbritisch). Das kann einfach nicht sein. In Eton müssen sie so von den Stühlen gefallen sein. Vermutlich spielt der Direktor seit einer Woche mit dem Gedanken, die Schule dichtzumachen. Die ganze Ausbildung war für die Katz.
PS: Die Filmmusik hat mich begeistert. „London Calling“ hätte wieder gut reingepasst.