Beneidenswerte Dresdener

Während anderswo die Leute sich die Hände über den Kopf schlagen und lautstark rufen, die haben uns hier gerade noch gefehlt, wenn sie hören, die Bilderberger würden in ihrem Ort ihre jährliche Konferenz abhalten, werden heute in Dresden alle, die irgendetwas mit dem Tourismus zu tun haben, jubeln – dank der Entscheidung des Komitees, sich im Juni im Taschenbergpalais zu treffen, ist die Stadt so gut wie rehabilitiert. Wenn die Mächtigen der Welt sich trauen, in die verruchte Pegida-Stadt zu kommen (da kaum noch jemand weiß, dass München mal die Hauptstadt der Bewegung war, braucht den Elbflorenzern nicht bange vor der Zukunft zu sein), sollte das dem Bildungsbürger Ansporn sein, es ihnen gleichzutun. Wenn man so will, haben die Montagsdemonstranten etwas bewirkt, was sie gar nicht gewollt bzw. mit dem sie nicht gerechnet haben, was immerhin besser ist, als gar nichts zu erreichen, was der Fall gewesen wäre, wenn die Reichen einen anderen Ort gewählt hätten. Dementsprechend wird die unvermeidliche Protestdemo, die so obligatorisch wie das Erlernen einer Fremdsprache ist, auf Pegida-Anhänger verzichten müssen – das ist Sache der Linken, denen es sicherlich nicht vergönnt sein wird, den Gästen wenigstens eine schlaflose Nacht zu bereiten. Demonstriert wird am anderen Ufer. Dafür haben die Journalisten das Glück, nicht irgendwo in der Pampa den Teilnehmern nachstellen zu müssen – sie dürfen in einer Großstadt darauf hoffen, Prominente zu erwischen (die meisten versuchen, unerkannt das Hotel betreten zu können), was wesentlich einfacher und vor allem bequemer ist. Sicherlich werden die Organisatoren nicht umhin kommen, deutsche Politiker einzuladen. Zwei, die Kameras nicht fürchten, ja sich nach ihnen sehnen, was gut für das Renommee der wegen ihrer Geheimniskrämerei umstrittenen Vereinigung ist, kann ich den Machern empfehlen – Gauck und Kretschmann, deren Besuch keinen Argwohn erregen würde. Da der Angriff die beste Verteidigung sein soll, ist es sicherlich richtig, sich in Positur zu setzen, statt in einem abgelegenen Ressort über die Lage der Welt zu diskutieren. Ein wenig erinnert mich das an „Cosmopolis“ – je schlimmer die Situation, desto mutiger das Kapital.

Während es für die Dresdener heute etwas Gutes zu vermelden gegeben hat, kann der Rest der Menschheit nur darauf hoffen, dass es im Nahen Osten Brauch ist, den 1. April am 8. zu begehen. Das ist der Tag, an dem in den Zeitungen über Dinge, die nicht existieren, schreiben. Da ich vorige Woche keinen Bericht finden konnte, bin ich froh, Lesern, denen es ähnlich ergangen ist, mit zwei Beiträge, die die Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ weit in den Schatten stellen, aufwarten zu können. Die klingen so verrückt, dass ich glaube, die planen das wirklich – zu einen wollen die Saudis und Ägypter eine Brücke über das Rote Meer bauen, zum anderen, und das ist noch verrückter, planen die Anrainer des Kaspischen Meeres, einen Kanal zum Golf zu bauen (um Moskau von Indien aus schneller erreichen zu können).

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert