Arthur der Engel, die Titanic (und natürlich der Papst)

Da der erste Aufzug des Stücks „Papstrücktritt und -wahl“ gestern zu Ende gegangen ist, wird es Zeit, sich eine Meinung darüber zu bilden, ob die Kirche den ersten Akt gut hinbekommen hat. Um es vorwegzunehmen – Benedikts Abgang hat mich nicht sonderlich berührt, darum bewundere ich auch die ARD, die es geschafft hat, uns in ihrer Sondersendung nach der Tagesschau heulende Gläubige zu präsentieren. Bei mir machte sich nicht einmal Wehmut breit. Beim Gedanken, dass er mit dem Hubschrauber Rom verlassen würde, fiel mir plötzlich Arthur der Engel ein, Petrus‘ Topmann, den dieser, sobald jemand auf der Erde Probleme hat, sofort nach unten schickt. Ironischerweise hilft Arthur auch im alten Rom, wo Petrus gekreuzigt wurde, aus. Ein Apostel ist eben nicht nachtragend. Die Serie war in der DDR ein Hit (die Titelmusik kennt jeder über 40). Arthur hat – bestimmt sehr zum Missfallen der Lutheraner, die mit Engeln nicht viel am Hut haben – dem Ansehen der katholischen Kirche in der DDR nicht geschadet.

Statt auf einer Wolke wie Arthur landete Benedikt in Castel Gandolfo, der Sommerresidenz des Papstes. Sein Abgang im Heli konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er den Vatikan höchst unspektakulär verlassen hat – viel zu sehen gab es jedenfalls nicht für die Gläubigen und Touristen. Ein farbloser Abtritt. In Rom, so glaube ich, hoffen sie, der Konvent möge einen charismatischen Papst, der die Massen in die Heilige Stadt lockt, wählt (ist gut für das Geschäft). Da sich anscheinend kaum jemand für die Wahl zu interessieren scheint, wird diese Papstwahl wohl als eine der blutleersten in die Geschichte eingehen. Er hat seinen Rücktritt halt viel zu spät bekanntgegeben. Hoffentlich hält der nächste bis zum Schluss durch.

Warum ist die Titanic nicht totzukriegen? Fast ist es so, als würde sie noch schwimmen, sozusagen als Fliegende Holländer der Neuzeit. Nun will ein Australier sie nachbauen. 16 Törns des Schiffes, von dem es bisher nur Bilder und eine Computerzeichnung gibt, sind bereits so gut wie ausgebucht. Da bleibt mir nur, denen viele Eisberge zu wünschen. Wenigstens sollte jeder, der mit dem Nachbau den Atlantik überquert, einen zu Gesicht bekommen, was jedoch ziemlich unmöglich ist – im nordwestlichen Atlantik, wo die Titanic kopfüber versunken ist, dauert die Eisbergsaison, den Namen gibt es wirklich, nur von März bis Juli. Wer heute fahren würde, hätte gute Chancen, auf einen zu treffen. Und er bräuchte, vorausgesetzt, er findet ein Schiff, das besagte Gewässer ansteuert, nicht einmal einen Saisonzuschlag zu zahlen. Im März 2016 müssen Passagiere Zuschlag zahlen, aber angesichts der heutigen Technik sollte es dem Kapitän möglich sein, diese in helle Aufregung (das würde den Aufschlag rechtfertigen) zu versetzen – bspw. mit dem Versuch, an einem Eisberg festzumachen, oder der Vorbeifahrt an einem mit Höchstgeschwindigkeit (es muss knirschen). Vielleicht verlängert die Klimaerwärmung die Saison. Dann können sich wesentlich mehr Menschen leisten, zur Eisbergsaison mit der Titanic II den Atlantik zu überqueren.

Gott sei Dank gibt es aber noch Themen, die faszinieren. Zu denen gehört zweifellos die Reportage über eine Schule in England, auf die fast ausschließlich Schüler, in deren Familien kein Englisch gesprochen wird, gehen, ja einige überhaupt kein englisches Wort konnten, als sie eingeschult wurden. Trotzdem sind sie mitgekommen, was zeigt, dass die Schule durchaus in der Lage ist, den Kindern etwas beizubringen. Es kommt wohl auf die richtige Methodik an. Ob es so etwas auch in Deutschland gibt? Ich bin mir nicht sicher. In den Fernseh-Talkrunden der Experten, so mein Eindruck, wird jeder, der bei der Einschulung nur „Guten Tag“ sagen kann, als nicht bildungsfähig eingestuft. Alle sind auf die Vorschulbildung fokussiert, wo die Kinder die deutsche Sprache lernen sollen. Mit Schülern, die kein Deutsch können, sei die Schule überfordert, so der Grundtenor. Gut, dass es auch anders geht.

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