Alles bleibt im Ungewissen – „Tär“!

Für Leute, deren Beruf es ist, Persönlichkeiten vor einem Publikum, das viel Geld dafür bezahlt hat, zuhören zu dürfen, über ihr Leben anzufragen, wäre das der Traumtalk, von dem sie wissen, er bleibt ihnen für immer verwehrt, was natürlich nicht als Andeutung missverstanden werden sollte, mit dem Talken aufzuhören. Machen Sie einfach weiter, Herr Gysi (mangels besseren Wissens fällt dem Blog kein anderer ein)! Hoffen Sie darauf, dass niemand der Gäste, die sie sonntags verfolgen, auf die Idee kommt, die Messlatte so hoch zu legen, dass Ihnen nichts anderes übrig bleibt, als unten hindurch zu springen, und das bitte, ohne sie zu reißen. Wenn beim nächsten Mail jemand Anstalten macht, nach 20 Minuten zu gehen, rufen Sie ihm zu „Es liegt nicht an mir – Sie müssen Tär gesehen haben. Bitte sagen Sie ja.“. Das Präludium des langen Stücks hat es schon in sich. Ein Muss für alle Feministen. Aber auch der Blog ist nicht zu kurz gekommen. Er hat erfahren, dass Schopenhauer eine Frau, die ihn nervte, die Treppe hinunterstieß. Und die Intelligenz eines Menschen nach dessen Hörfähigkeit bemaß. Im Nachhinein sind das die einzigen Minuten des Films, in denen die Stardirigentin „Tär“ jemanden, der ihr ebenbürtig zu sein scheint, gegenübersteht. Danach lebt sie wieder ganz in ihrer Dirigentenwelt, in der sie sich nur gelegentlich anstrengen muss, Leuten zu gefallen. Wer in dieser Welt tough, geschickt und clever geschickt ist, was für „Tär“ unbestritten zutrifft, der kann nach dem Prinzip „L’orchestre, c’est moi!“ arbeiten. Das ist so eine Art Entschädigung für das Risiko, das man eingeht, denn anders als ein Lehrer, dem nichts passiert, wenn eine Klasse wegen dessen Ansprüchen sitzenbleibt, bleiben die Buhrufe, die aus dem Saal ertönen, wenn dem Publikum das Stück nicht gefällt, am Dirigenten hängen. „Tär“ scheint es zu lieben, riskant unterwegs zu sein. Das Glück ist ihr hold – eine russische Cellistin, die Clare Zetkin verehrt, von der „Tär“ natürlich noch nie etwas gehört hat, mischt das Orchester, dessen Mitglieder einen sehr distinguierten Eindruck machen, gehörig auf. Eine schöne, heile Welt, die natürlich nicht verfilmt worden wäre, wenn es da nicht ein Geheimnis, das der Film auch nicht zu lüften vermag, geben würde.

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