Hamburg, oder die Prophezeiung, die sich selbst erfüllt hat

Hamburg und die Prophezeiungen, die sich selbst erfüllen, denn bis auf den Waffenstillstand, den Trump und Putin für das syrische Territorium, das an Jordanien grenzt, ausgehandelt haben, ist alles, was man vermeiden wollte, eingetreten – vor dem Tagungsgelände liefern sich Autonome mit den Polizisten Straßenschlachten, während in der „Verbotenen Stadt“, in die die Demonstranten unbedingt hineinwollen, die Experten, die neuerdings despektierlich Sherpas genannt werden, dazu verdonnert wurden, bis morgen einen Text zu formulieren, der den Gipfel als Erfolg aussehen lässt. Womit ich schon bei der Krux solcher Treffen wäre – es fehlt der Mut, zu bekennen, dass man sich uneinig ist. Seit ewigen Zeiten gilt der Grundsatz, im Abschlusskommuniqué müsse zum Ausdruck kommen, dass alle der gleichen Meinung sind bzw. das Gleiche anstreben. Was wäre schlimm gewesen, wenn Merkel vor dem Gipfel hierzulande für härtere Klimaauflagen, denen sich, so ihr Kalkül, einige der G20-Staaten anschließen anschließen könnten, geworben hätte? Die Länder, die ihr folgen wollen, hätten das in Hamburg vereinbaren können. Vermutlich glauben die Politiker aber, sie müssten uns eine heile Welt vorspielen. Dazu gehören Fotoshootings, Konzertbesuche (hoffentlich haben die Platzanweiser Workaholic Putin, der wegen seines Treffens mit Abe, das aufgrund des langen Gesprächs mit Trump später begann, es nicht rechtzeitig in die Elphi schaffte, noch reingelassen) und Repräsentationsrunden in eigens dafür hergerichteten Räumen. Der in Hamburg ist so groß, dass die Regierungschef raten müssen, wer ihnen gegenüber sitzt (eine XL-Turnhalle). Auffällig ist auch, dass in den Tagungsräume der Elphi-Farbton, den ich nicht so toll finde (geschweige denn mich zu Höchstleistungen anregen würde), vorherrscht. Wenn die Regierungschef morgen scheitern sollten, wissen wir, woran es gelegen haben könnte. Weshalb es mit dem Demonstrieren nicht so recht geklappt hat, ist auch bekannt – die Hysterie um die Sicherheit hat uns den Blick auf jene, die mit intelligenten Aktionen die Polizei herausfordern wollten, verwehrt. Als ich heute zum ersten Mal auf dem Sender, wo nur die Tagesschau läuft, hörte, dass sich Demonstranten zu „farbigen Fingern“ (blaut, grün, lila, gelb), die mit generalstabsmäßig geplanten Aktionen versuchen, in das abgesperrte Gelände zu kommen, zusammengeschlossen haben, kam mir der Opa der Klimbim-Familie in den Sinn – für ihn hätte die Teilnahme am Gipfel die Sternstunde seiner militärischen Laubahn bedeutet. Eine Erkenntnis, die ich als verhinderter Straßenkämpfer (in der DDR gab es das nicht) gewonnen habe, ist, dass es ohne Wasserschutzschilder, die bequem von mehreren Personen gehalten werden können, keinen Sinne macht, an einer Demo teilzunehmen. Diese Phalanx kann von einer Wasserkanone nicht so einfach weggespült werden. Die Polizei hat vom Wasser rücksichtslos Gebrauch gemacht, was sicherlich auch daran lag, dass zu wenige „Normalbürger“ teilgenommen haben. Die Leute, die gegen die Politik der G20-Länder etwas haben, überließen den Protest den Autonomen, mit verheerenden Folgen, denn die haben mit ihren unsinnigen Aktionen (Autos in Brand stecken etc.) den ganzen Protest diskreditiert.

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