Zurückgelassene Panzer, LKWs, Waffen und Munitionskisten – wer glaubt, nur Assads-Truppen würden in schöner Regelmäßigkeit in eine Lage geraten, die so hoffnungslos ist, dass als Ausweg nur bleibt, alles stehen und liegen zu lassen, umso schneller türmen zu können, sieht sich heute eines Besseren belehrt (und das am Tag, an dem Ost-Aleppo gefallen ist). Colonel Cassad hat nicht davor zurückgeschreckt, Bilder von einem russischen Stützpunkt, den der IS nahe Palmyra erobert hat, zu veröffentlichen. Auf denen kommen die Russen nicht gut weg, und das einzig Gute daran ist, dass Putin noch keine russischen Panzer nach Syrien geschickt hat. So müssen sich die Kalifatisten mit leichten Waffen zufrieden geben. Da es kaum noch jemanden aus Europa nach Raqqa zieht, bleibt nur zu hoffen, dass Dschihadisten nun vor dem Problem stehen, die Beute aufzuteilen, schließlich hat von ihnen ja jeder schon eine Waffe. Wäre ich ein deren Kommandeur (würde der Bart, den ich imstande bin, mir wachsen zu lassen, bei der Beförderung eine Rolle spielen, wäre ich dort ein ganz hohes Tier), befände sich alles schwere Gerät schon in Raqqa für den Endkampf, den anders als der Führer, dem, als die Russen Berlin angriffen, nur wenige Soldaten zur Verfügung standen, dürfte die Hauptstadt des Kalifats bereits eine Festung sein. Zu deren Verteidigung kommen nun noch Waffen hinzu. Im Falles eines Gegenangriffs der Russen wären die Panzer für deren Hubschrauber wegen des offenen Geländes um Palmyra eine leichte Beute. Und da die Russen argwöhnen, das Aussetzen der Offensive der von den USA geführten Koalition gegen Raqqa bis zum Frühjahr (Russlands Außenminister vermutet sogar, US AirForce-Piloten haben beide Augen zugedrückt, als sich Islamisten aus Mosul absetzten) habe das Kalifat veranlasst, völlig überraschend Palmyra anzugreifen, ist es nicht fern, zu vermuten, dass sich die Russen rächten, indem sie Kriegsmaterial zurückließen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, irgendwann müssen Kurden und Amerikaner wieder angreifen. Ob mit dem neuen Außenminister, der angeblich mit Putin gut zurechtkommen soll, alles besser wird, sprich beide sich abstimmen, ja es vielleicht sogar schaffen, eine Nachkriegsordnung, wie es die Alliierten vorgemacht haben, anzustreben, ist arg zu bezweifeln. Tillerson hat nicht nur keine Verbündete, sondern sogar alle gegen sich, wenn es darum geht, den Russen entgegenzukommen. Dass das Unternehmen, das er leitet, 21 Jahre lang Geld jenen, die die globale Erwärmung abstreiten, hat zukommen lassen, macht es für ihn nicht leichter, sich in Washington durchzusetzen. Wenigstens erfüllt er Donalds Grundkriterium für einen Posten in der Regierung (aber gerade so) – Tillerson ist für fast alle, die Trump nicht in die Regierung berufen hat (318 Millionen Menschen) reich. Im Kreise der Minister aber ist er ein kleiner Schlucker, der vermutlich am weitesten weg von Trump sitzen würde, wenn dieser es zum Prinzip erhöbe, dass die reichsten Minister neben ihm zu sitzen haben. Donald ist bei der Besetzung der freien Stellen ganz neue Wege gegangen – er nimmt nur Leute, die seinen Beruf ausüben, also Geschäftsmänner sind. Nur Menschen aus seinem Metier traut er zu, Amerika zu neuer Größe zu führen. Niemand stört sich daran. Stellen Sie sich vor, was los wäre, wenn ein Pianist nur Pianisten einstellen würde. Die Welt wäre entsetzt.
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