Die Infantilisierung schreitet voran

Wissen Sie, was in der 8. Kalenderwoche geschah? Oder in er 19.? Sicherlich nicht. Keine Bange, ihnen geht es genauso wir mir. Dank unserer Politiker und Facebook kann ich Ihnen aber sagen, worin sich die 36., also diese Woche, von all den anderen unterscheidet. Da Wiki bereits für diese Zahl eine Webseite eingerichtet hat, hoffe ich, dass dort unter einer Rubrik, für die ich im Augenblick keinen Namen weiß, dort der Hinweis zu finden sein wird, die 36 sei ein Geheimcode für Infantilisierung/Infatilisation (die Leute, die Klamotten, auf denen diese Zahl groß und breit aufgedruckt ist, ausrangieren müssen, tun mir nicht leicht). Diese Woche hat deutlich gemacht, dass dieser Prozess selbst vor den Politikern nicht halt macht. Und ausgerechnet Erdogan, der sich nicht zu beschweren braucht, wenn man sagt, dessen Politik habe infantile Züge, hat ihn ausgelöst. Da unsere Bundestagsabgeordneten, die die Gräueltaten gegeben den Armeniern als Völkermord eingestuft haben, partout nicht auf einen Besuch der Soldaten in der Türkei verzichten wollten, sah sich die Bundesregierung gezwungen, zu verkünden, sie fühle sich nicht an den Beschluss gebunden. Freud hätte gesagt, viele Bundestagsabgeordnete müssen als Kinder im Supermarkt vor den Süßwarenständen einen derartigen Terror gemacht haben, dass die Eltern sich genötigt fühlten, ihnen nachzugeben, um einer Blamage zu entgehen. Da könnte etwas dran sein. Noch beunruhigender als deren missglückte Erziehung ist, dass die Abgeordneten meinen, sie müssten die Soldaten besuchen, weil die Bundeswehr eine Parlamentsarmee sei. Das weckt den Verdacht, dass die Truppe sich anders orientieren könnte, wenn Bundestagesabgeordnete nicht von Zeit zu Zeit vorbeischauen würden. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, in einem Selbstversuch zu ergründen, was passiert, wenn ich mich zur Monarchie bekenne(ich stelle keine großen Ansprüchen – ich wäre schon mit einem Landtagsabgeordneten zufrieden). Wenn ich über Infantiles schreibe, komme ich nicht umhin, auf die Kapriolen unseres Oberbürgermeisters einzugehen, wobei mich weniger dessen Verhalten, sondern vielmehr dessen Chuzpe, die Einwohner der Stadt für infantil zu halten, stört. Auch dieses Woche gibt es Kindisches zu vermelden – der Mann will absolut nicht sagen, wer 100.000 € für Tabletts, die Schülern übergeben wurden, gespendet hat. Angeblich ein städtischer Betrieb. Jede Aktiengesellschaft ist da transparenter als Halles Stadtverwaltung Die Aufregung hält sich in Grenzen. Sein Kalkül ist aufgegangen – er hat wieder zeigen können, welch toller Beziehungen er zur Wirtschaft hat. Mit Demokratie hat das nicht mehr viel zu tun.
Und dann hat sich Facebook noch die Blöße gegeben, das berühmtes Bild, das im Vietnam-Krieg geschossen wurde, wegen des nackten Mädchens zu löschen. Wegen des Protests sah sich Facebook gezwungen, das Foto wieder ins Netz zu stellen. Vermutlich ist damit der Eintrag bei Wiki noch einmal verhindert worden. Die nächste Infantil-Woche kommt aber bestimmt. Ob adann die Zahl im Internetlexikon geführt wird, ist eine andere Frage.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert