Wir werden immer wehrhafter

Was halten Sie von meiner Geschäftsidee, Erlebnisfahrten in Orte, die Bürgerwehren haben, anzubieten? Ein richtig fiese Masche, aus der Not anderer (indem man sie, da sie sich nicht sicher sein können, Leute, die das Bungee-Jumping satt haben, vor der Tür zu haben, zwingt, nachts aus dem Bett zu steigen) Kapital zu schlagen, werden Sie völlig zurecht sagen. Es sei denn, in den Orten gäbe es eine regelmäßige Nachtbereitschaft. Deren Mitglieder wären rund um die Uhr damit beschäftigt, meine abenteuerlustigen Urlauber zu fragen, was sie hier tun würden. Gegen einen Aufpreis können sich die Leute ein Auto samt Ausrüstung (Balaklawa, Feldstecher, schwarze Kleidung) mieten. Der einzige Haken an der Idee ist, dass sie nicht auf die Grundstücke dürfen. Um ihnen das zu erlauben, müsste ich ein ganzes Dort als Begegnungsstätte, in der man seine gesamte kriminelle Energie ausleben darf, herrichten. Leute, die schießen. Alarmanlagen, die schrillen. Und Hunden, die sich auf die Einbrecher stürzen. (Wer das nötige Kapital hat, meine Idee umzusetzen, möge mir eine jährliche Gebühr zahlen. Gerne hätte ich die patentiert. Leider ist das nicht möglich.) Vermutlich bräuchte man für eine derartige Anlage nicht einmal eigenes Personal – manch erlebnishungriger Urlauber wartet nur darauf, überfallen zu werden. Dann kann er sich mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, verteidigen. Die Menschen, die in der Grenzregion, vor allem im Osten, leben, werden das überhaupt nicht lustig finden. Angesichts vieler Einbrüche und Diebstähle scheint die Bildung von Wehren der einzig erfolgversprechende Weg zu sein, sein Eigentum zu schützen.

Natürlich gibt es auch Wehren, bei denen man nicht weiß, warum sie existieren bzw. überhaupt aufgestellt werden. In Halle beabsichtigen Leute, in deren Umgebung seit kurzem Sinti und Roma leben, auf Patrouille zu gehen, um sich vor Straftaten, die bisher noch nicht begangen worden sind, zu schützen. Sie schrecken die Roma von etwas ab, was diese gar nicht vorhaben. Als ich das las, ist mir die Idee gekommen, es wie Closeau, der als „Glöckner von Notre-Dame“ über der Seine schwebt, zu machen – als „Quasimodo“ verkleidet, würde ich nachts um das Gebäude schleichen. Leider haben sie die Zeiten geändert – zum einen ist es heute schier unmöglich geworden, im Handel ein „Quasimodo-Modell“ zu bestellen, zum anderen weiß ich nicht, ob die Leute der Bürgerwehr mit der Figur etwas anzufangen wissen, geschweige denn meinen Humor verstehen. Vielleicht würde ich nach einer Begegnung mit ihnen dem Original wirklich zum Verwechseln ähnlich sein.

Und dann existiert noch die Scharia-Polizei, die, wenn ich es richtig mitbekommen habe, darauf achtet, dass niemand gegen die Regeln, die in der“Shariah Controlled Zone“ gelten, verstößt. Natürlich legen sie selbst fest, wo sich diese Zone befindet. Das einzige Laster, was die Polizei in dieser Zone erlaubt, ist das Rauchen, was mir angesichts der vielen Krankheiten, die es hervorrufen kann, höchst bedenklich erscheint. Wer diese Zone betritt, braucht nicht mehr nach Mekka oder Dubai zu fliegen. Den tiefsten Orient kann man auch Wuppertal, wo man umweltfreundlich mit der Bahn hinkommt, erleben. Da keine Großstadt NRWs evangelistischer als die Geburtsstadt Engels ist (Barmen), muss die Frage erlaubt sein, ob der Protestantismus die Entwicklung zu extremen Auslegungen des Islams fördert. Dessen Strenge scheint auf einige Muslime abzufärben. Sollte ich mal nach Wuppertal kommen, werde ich, sofern ich es nicht vergesse, eine Kopie meiner Taufurkunde mitnehmen. Mit der habe ich in Wuppertal absolute Narrenfreiheit. Die Salafisten lasse ich nur so abblitzen.

PS: Der Spiegel hat unrecht. Der Kreml trifft sich nicht selbst. Eigene Beschränkungen könnten dem Land ganz gut tun.

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