Weihnachten ohne Kochshows

Wenn Sie zu denen gehören, die traurig darüber sind, Sherlock Holmes 2 nicht in der Originalversion sehen zu können, kann ich Sie trösten, aber nur unter der Voraussetzung, dass Sie keine Kochshows mögen, denn dann wir es Sie erfreuen, zu erfahren, dass morgen ab 20:00 Uhr für Sendungen, in denen es um das Essen geht, ein dreitägiges Fernsehverbot in Kraft tritt. Dieser Bann gehört zu den Einschnitten, die aus Angst, große Teile der Bevölkerung könnten dagegen protestieren, still und heimlich durchgesetzt werden. Die Macher hoffen, es möge niemand merken, dass ein wichtiger Teil des Wochenendprogramms fehlt. Eingefleischten Gegner des Kochens im Fernsehen wären, so vermute ich, sicherlich nicht abgeneigt, Weihnachten nun immer auf das Wochenende zu verlegen. Aber das wäre des Guten zu viel, schließlich ist Deutschland Vorreiter für ein Fernsehen ohne Kochstudios zu Weihnachten. In England beispielsweise werden Sonnabend vormittags gleich zwei Shows ausgestrahlt. Das lässt vermuten, dass die Deutschen wesentlich weiter sind. Zumindest sind sie in der Lage, Rezepte, die ihnen die Gurus der Küche vor gewisser Zeit vorgeführt haben, zu verwenden, während es noch viele Engländer, die sich schwer tun, etwas selbstständig zu kochen, geben muss – sie müssen das Gezeigte sofort nachmachen. Ich bin mir aber sicher, dass die Engländer bald auch auf unserem Level sein werden. Hält die Kochbegeisterung weiter an, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Boom abebbt – die Leute wissen dann nämlich schon alles, zudem wird es immer schwerer, neue Gerichte zu erfinden. Den Küchenjüngern bleibt dann nur, darauf zu hoffen, dass mit der Kolonialisierung des Amazonas auch Stämme, deren Küche für Europäer interessant sein könnte, entdeckt werden. Ich bin da aber nicht sehr optimistisch. Ganz schlecht sieht es aus, wenn die Leute, die sich diese Sendungen angucken, gar nicht daran interessiert sind, selbst zu kochen, sie diese als reines Entertainment betrachten. Kochen wird dann zu einer Art klassischen Musik, deren beliebtesten Werke ja ständig wiederholt werden. Der einzige Trost sind die längeren Pausen. Bratkartoffeln gibt es dann nicht jede Woche, sondern alle zwei Jahre.

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