Warum ist heute nicht der 13.?

Das Böse ist auch nicht mehr, was es einmal war, denn sonst hätte es einen Freitag, der auf den 13. fällt, gewählt, um zuzuschlagen. Vermutlich haben jene, die „Locky“ „zentral scharf gestellt haben“, nicht bis zum 13. Mai, dem einzigen Freitag, der in diesem Jahr auf diese ominöse Zahl fällt, warten wollen. An einem Freitag wie dem heutigen ist das Überraschungsmoment viel größer. Da sich der Trojaner – er ist im Anhang einer Mail, in der ein Wurstkonzern, den niemand kennt, den Empfänger auffordert, die beiliegende Rechnung zu begleichen, versteckt – in Deutschland am schnellsten ausbreiten würde, weiß ich jetzt, dass ein Klischee über die Deutschen, von denen ich geglaubt habe, es wären wirklich eines, nicht existiert, da die Situation wirklich so ist. Jedenfalls liegt der Gedanke nahe, zu denken, angesichts des hohen Befalls müssen hier immer noch viel mehr Leute Wurst essen als anderswo. Deutschland – das Land, in dem jeder Bürger mindestens eine große Wurst pro Woche verschlingt. Da die Programmierer, über die einige meinen, sie würden für ISIS arbeiten, einen Absender, der unverfänglicher nicht sein kann (nur bei den Russen zieht der Trick nicht – wenn sie Wurst lesen, braucht es nicht einmal den Zusatz Conchita, um sie in Rage zu bringen), gewählt haben, ist Vorsicht geboten. Wer Wurst macht, kann niemanden etwas zuleide tun. Womöglich hatten einige gedacht, Uli Hoeneß wolle auf diese Art und Weise seine Steuerschulden eintreiben. Oder sammelt Tönnies etwa Geld für Schalke? Sei es wie es sei. Ich bin mir nicht sicher, ob ich zu denen gehört hätte, die die Mail gleich gelöscht hätten. (Selbst der strengste Vegetarier ist vor dem Anklicken nicht gefeit.) Die Ursache für dieses Desaster liegt nicht, wie viele denken, am mangelnden Schutz der PC durch die Nutzer, sondern an deren Glauben, dank Firewall und Virensucher müsse der Computer gegen jeden Eindringling immun sein. Schließlich werben die Anbieter damit, Software anzubieten, die gegen alles gewappnet sei. Angesichts dieses Versprechens, das größtenteils ja auch eingehalten wird, geht der Instinkt für eine Gefahr verloren. Ohne den scheint es aber nicht zu gehen.

Nächstes Wochenende gibt es die Oskars. Was liegt da näher, als sich mit Sachsen, dem idealen Filmort für Szenen, in denen der Mob sich austobt, zu beschäftigen? Zum Glück geht das auch ohne die Sachsen. Dank Charles Laughton. Aus dessen wunderbaren Film „Die Nacht des Jägers“ wissen wir, dass man nicht unbedingt rechtsradikal sein muss, um zum Mob zu gehören. Ganz normale Leute können so wie jene, die in Clausnitz die Neuankömmlinge niederschreien, werden. Das ist ein Phonemen, vor dem niemand gefeit. Es bedarf nur eines geringen Anlasses, um sie in wütende Ungeheuer zu versetzen. Bei Laughton ist es ein gekränktes und überaus eitles Ehepaar, das nicht überwinden kann, übelst getäuscht worden zu sein. Statt sich darüber zu freuen, dass die Kinder die Flucht einigermaßen gut überstanden haben, verfallen sie in eine schreckliche Hysterie. Sie rächen nicht die Kinder bzw. deren Mutter, sondern ihr verletztes Ego. Aufgrund der gemachten Erfahrungen sowie deren Unfähigkeit, die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist deren Austicken durchaus plausibel. Womit ich leider schon wieder bei den Sachsen bin – obwohl sie keine einschneidend schlechte Erfahrungen mit Asylbewerbern gemacht haben (dürften), schaffen die Blockierer es, ein Wutpegel zu erreichen, der jenem im Film entspricht.

PS: Leider habe ich den Schluss des Films auf YouTube nicht finden können.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert