„Wahnsinn, Wahnsinn“

Getreu dem Motto „in der Not isst der Bauer die Wurst auch ohne Brot“ muss ich mich mangels Ereignisse, über die ich mich lustig machen könnte, mit einer Meldung, die mehr als eine Woche alt ist, begnügen. Wenn es Roglers „Wahnsinn, Wahnsinn“ nicht geben würde, hätte ich wenigstens einen Nachruf über Karl Moik, der vorgestern verstorben ist, schreiben können. Jedoch komme ich über Roglers Beschreibung nicht hinaus – mehr als „Wahnsinn, Wahnsinn“ will mir einfach nicht einfallen. Angesichts dieser Leere in meinem Kopf bewundere ich alle, die dazu verdonnert wurden, ein paar Zeilen über dessen Leben zu schreiben. Da die Nachrufe äußerst faktenreich ausgefallen sind, bin ich fast gewillt, zu glauben, die Kulturredakteure müssen regelmäßig dessen Musikantenstadl, den Rogler mir mit seinem „Wahnsinn, Wahnsinn“ verleidet hat, geschaut haben. Leider hat er sich nicht damit begnügt, Volksmusik für gut zu befinden – er fühlte sich berufen, uns seinen Geschmack mehrere Sonnabendabende im Jahr aufzudrängen. Sein Stadl läutete das Ende der sonnabendlichen Fernsehunterhaltung, der viele Geschmäcker bediente, ein. Wieder setzte ein Österreicher, der sich als Deutscher gebärdete, dem Abendland schwer zu. Wahnsinn! Die Wunden seines Schaffens sind bis heute nicht verheilt. Trotz allem gibt es Trost – Moik ist nicht berühmt genug, um über ihn einen Film zu drehen. Um ihn nicht zu vergessen, bleibt nur, sich von Zeit zu Zeit „Wahnsinn, Wahnsinn“ anzuschauen. (Da sich die Stadl-Fans eh schon verabschiedet haben dürften, ist es überflüssig, sie darauf hinzuweisen, dass dessen Auftritt in Cottbus im Jahr 1989 auf Youtube bewundert werden kann.)

Wer daraus schlussfolgert, dass die Chancen, das Leben berühmterer Menschen (als jenes Moiks), deren Namen zudem öfter im Kabarett fallen, im Kino zu erleben, weitaus größer sind, liegt genau richtig. (Was für eine tolle Überleitung.) Dennoch hat mich verwundert, zu lesen, Merkels Leben soll verfilmt werden. Ein Drehbuch gibt es bereits schon – Kurbjuweit (Spiegel), der sich mit Merkel ausführlichst beschäftigt, hat es geschrieben. Dessen Wahl suggeriert, er könnte etwas über sie wissen, von dem wir keine Ahnung haben. Die Neugierde ist schon einmal geweckt. Mich würde jedoch nicht wundern, wenn sich in zwei Jahren, wenn der Film in die Kinos kommen soll, herausstellen sollte, dass das Buch sogar von mir hätte stammen können. Wahnsinn wäre das. Einen Teil kann ich schon zum Gelingen des Films beitragen, nämlich den Titel, der ganz und gar ins Jahr passt – „Die ewige Kanzlerin“. Vermutlich reaktiviert die SPD wieder Steinbrück, um das zu verhindern. Es ist weit und breit ein Kandidat in Sicht, der es mit ihr aufnehmen könnte. Wie soll unter diesen Umständen Freude auf den Film aufkommen? Kurjbuweit ist gefordert, irgendetwas zu erfinden, was mich interessieren könnte. Ich bin gespannt. Wahnsinn!

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