Vorwärts in die Vergangenheit; es pottert weiter

„move foward“ to the past „– new mexican and european art“, angesichts der Orte, die die Organisatoren dieser Ausstellung wählten – leerstehende Gebäude, die alle die 50 seit vielen Jahren überschritten haben, außerdem sind sie nur wenige Meter voneinander entfernt –, wäre „Vorwärts in die Vergangenheit“ sicherlich der passendere Aufmacher gewesen, jedoch hätte dieser den Eindruck erwecken können, es würde nur mexikanische Folklore, gar noch Aztekisches, zu sehen geben. Das ist natürlich nicht der Fall. Die Installationen, Videos sowie Fotografien, die ich mir in der Hauptfeuerwache anschaute, leider habe es nur bis dahin geschafft, hoffe aber noch, zu den anderen Gebäuden zu kommen, zeigen ein modernes Mexiko. Leider sind diese, von den Bildern mal abgesehen, jedoch nicht so ganz leicht zu verstehen. Warum eigentlich? In einer Zeit, in der niemand mehr Zeit hat, muss man sich erst belesen oder sich einer Führung anschließen, um ein Werk zu verstehen. Und hat man es einmal verstanden, ist das Entsetzen groß, wenn der Respondent, zu deutsch Erklärender, Dinge sieht, die man selbst nicht erkennen kann. Da kann man sich schon mal als Blinder fühlen.Jedenfalls ist es mir so ergangen, als ich mich auf der Webseite kundig machte.

In einem Zimmer, in dem vier große Videobilder hängen, die Strommasten zeigen, ist es so laut, dass ich gar nicht in der Lage war, mir über das Anliegen des Künstlers klar zu werden (es geht wohl um Elektrosmog). Aber wenigstens habe ich mich nicht darüber ärgern müssen, einem Objekt, das auch von mir hätte stammen können, begegnet zu sein. Ich weiß nicht, wie viele, die Tracy Emins berühmtes Bett kennen, sich darüber grämen, dass ihnen nicht die Idee gekommen ist. Leichter geht es wirklich nicht. Derartige Stücke habe ich in der Wache nicht gesehen. Vermutlich wäre alles noch eindrucksvoller, hätten sich die Macher entschlossen, moderne Räume zu nutzen, ja ich bin geneigt, es als Farce zu bezeichnen, Werke von Künstlern eines Landes, das boomt, in Gebäuden, deren Äußeres viel Charme hat, deren Inneres aber trostlos ist, auszustellen. Das passt nicht. Sicher ist es richtig, die Räume alter Häuser zu nutzen. Dies damit zu begründen, dass Mexiko-City boome, während Halle schrumpfe, ist aber falsch, denn die Stadt wächst an ihrer Peripherie auch, und das richtig gewaltig. Immer weniger Einwohner zu haben bedeutet noch lange nicht, dass Brachflächen nicht zum Bauen genutzt würden.

Darum ist es keine gute Idee gewesen, im Inneren alles beim Alten zu belassen. Halles Graffiti-Gemeinde hätte sich sicherlich gefreut, wenn sie Räume, beispielsweise die Eingangsbereich der Wache, hätte ausgestalten können. Zudem finden unkundige Besuchern nirgends eine Erklärung, wie früher das Objekt genutzt wurde (müssen fragen). Über die Feuerwache hat meines Wissens der lokale Sender berichtet. Diese Berichte hätte man zeigen können. Ins Stadtbad, das auch ohne das Marienbild, das auf dem Grund des Beckens projiziert wird, eine Tour wert ist, muss ich unbedingt noch. Die alten Römer würden sich hier richtig wohlfühlen.

Wo kommen auf einmal die vielen Harry Potters her? Als ich zur Schule ging, waren sie noch die Ausnahme. In meiner Klasse war jedenfalls keiner. Dafür begegne ich ihnen heute öfter. Im Film werden Jungs fast ausschließlich von Potter-Klonen gespielt („The Looper“ ist, Gott sei dank, eine Ausnahme). „Moonrise Kingdoms“ Regisseur konnte auch nicht der Versuchung widerstehen. Die Rolle des Jungen besetzte er mit einem aus dem Potter-Clan. Wilde Jungs sind mega-out, dafür aber sind Nerds mega-in. Aber es ist nicht so, dass ich den Abkömmling unsympathisch finde. Er ist leidlicher als das Original. Eigentlich mag ihn ja sogar. Dennoch ist es an der Zeit für einen neuen Huckleberry Finn. Seltsam blass sind die Erwachsenen im Film. Und recht affektiert. Wenigstens hat sich, so mein Eindruck, Tilda Swinton sich gegen das Aufgesetzte gewehrt. Später dann gab sie auch klein bei. Zwei eigenartige Ausreißer hätten mir völlig gereicht.

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