Sage Ja zum Stinkefinger!

Im Straßenverkehr bekommt man für ihn höchstens 4000,00 €, wenn aber ein Politiker, dem die Medien, da sie meinen, er habe unser Land beleidigt, nicht wohlgesonnen sind, ihn zeigt, hängt dieser ihm sein ganzes Leben an, so dass bei Bekanntwerden seines Todes spätestens in den Nachrufen zu lesen ist, der Mann mit der obszönen Geste sei gestorben, worauf sich alle wieder an ihn erinnern. Da die Welt so tickt, frage ich mich, warum Varoufakis unbedingt bei Jauch gestern darauf bestanden hat, den Deutschen nicht den Stinkefinger gezeigt zu haben – statt zu sagen, er könne sich nicht mehr erinnern, daher es möglich sei, dass er es getan habe, verkündete er, dieser sei „gefälscht“, was die Medien natürlich zum Anlass nehmen, ausführlichst darüber zu berichten, dass dieser mit ziemlicher Sicherheit echt sei. Halb so schlimm, wenn er eine schlechte Vorstellung geboten hätte. Jedoch war Varoufakis gestern richtig gut. („Gaudi“-Söder hatte nicht die geringste Spur einer Chance gegen ihn.) Das war alles für die Katz, da am nächsten Tag sich die Medien nur für den Stinkefinger interessierten. Hätte er ihn nicht abgestritten, stände der berühmte Finger vermutlich auch im Mittelpunkt der Berichterstattung, jedoch hätten sich die Verfasser der Artikel nicht darüber zu beklagen brauchen, wenn sie als Spießer tituliert worden wären. So bleibt alles bei Jauch kleben – ist der Mann nicht zu spießig für den Job? Warum wärmt er alte Kamellen, die niemanden interessieren, zudem eine Diskussion über sie nur Unfrieden stiftet, auf?

Kann eine Stadt, in der sich Heine nicht wohlgefühlt hat (die Kolumne informierte beiläufig darüber), die IOC-Mitglieder davon überzeugen, dass sie am geeignetsten für die Ausrichtung der Spiele ist? Ich habe da so meine Zweifel. Als ich las, dass kleine Städte die größten Chancen haben sollen (darum gilt Boston auch als Favorit), fragte ich mich, warum Leipzig sich nicht beworben hat. Die Stadt ist nur ein wenig kleiner, hat jedoch den Vorteil, über einen S-Bahntunnel, der für Doppelstockzüge zu eng ist, zu verfügen – dank begrenzter Transportkapazitäten dürfen die Wettkampfstätten nun kleiner ausfallen, somit Leipzig bei einer Bewerbung automatisch in der Pool-Position gelandet wäre. Die Chancen meines Stadtteils auf Olympia haben sich seit meiner Einschätzung, dass dies Spiele mit den kürzesten Wegen wären, merklich verringert – unser Oberbürgermeister hat sich entschlossen, statt einer neuen Eishalle eine Seilbahn in den Zoo bauen zu lassen. Da bisher niemand auf diese Idee gekommen ist, hält sich die Zahl derer, die das für eine Spinnerei halten, in Grenzen (sozusagen aus Respekt vor dessen blühender Phantasie). Vielleicht findet er einen Sponsor. Boris hat es in London ja auch geschafft. Leider gibt nutzen nur 4 Oyster Card Besitzer (eine moderne Form der Monatskarte) den Service. Wenn unser Oberbürgermeister alle Zoomitarbeiter verpflichtet, per Seilbahn an ihren Arbeitsplatz einzuschweben, hätte er mindesten 30 mal so viele Dauerfahrer. Aber zurück zu Hamburg, die, wie es aussieht, sich nur selbst aus dem Rennen nehmen können. Im September müssen die Bürger den Plänen zustimmen. Wenn sie vernünftig sind, lehnen sie die Bewerbung, die nur Kosten verursacht, ohne die Stadt bekannter zu machen, ab.

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