Rasender Urlaubsreporter – ein Geschäftsmodell?

Sans Facebook rien ne va – ohne das Netzwerk, das aus der Welt ein globales Dorf, in dem die Familien dank der Sprachbarrieren unter sich bleiben, gemacht hat, kommt man anscheinend nicht einmal mehr auf die Krim, denn wie anders lässt sich erklären, dass einige Briten, deren Exzentrizität weiter über dem Level ihrer als ohnehin schon exzentrisch verschrien Landsleute liegen muss, Zuckerbergs Erfindung nutzen, um Reklame für ihren Trip auf die Insel zu machen? Natürlich kommt man da auch ohne FB hin, dann jedoch mit der hundertprozentigen Gewissheit, selber für alles blechen zu müssen. Nun liegt es mir fern, den Organisatoren zu unterstellen, sie hofften darauf, Krims schwer gebeutelte Touristikbranche würde angesichts der Aufmerksamkeit, die die Leute mit ihrer Seite erzielen, deren Trip bezahlen. Mir wurde heute klar, dass ich längst hätte drin sein müssen. Leider ist mir bis bis jetzt nicht der Gedanke gekommen, dass es sich lohnen könnte, bei Geächteten Urlaub zu machen. Je länger ich aber darüber nachdenke, desto toller finde ich dieses Geschäftsmodell, mit dem ich womöglich auch erfolgreich sein kann, wenn ich der nicht der einzige bin, der sich in einem Gebiet, von dem unsere Politiker meinen, niemand von uns sollte es besuchen, herumtreibt. Nur schreibfaul müssen jene Mitbürger, die sich nicht beeinflussen lassen wollen, sein. Da mein jüngster Besuch Facebooks eher einer Fotosafari, deren Sinn für einen Bildmuffel wie mich, der gerade mal 10 Bilder in seinem Leben geschossen hat, nicht klar ist, glich, bin ich guter Hoffnung, keine schreibenden Urlauber in Regionen, die die meisten meiden, das sie ihnen zu unheimlich sind, anzutreffen. Schlimm wird es nur, sollte es Konkurrenten geben, die Freude daran haben, nicht enden wollende Schachtelsätze zu bilden, worunter die Leser, blieben sie bei der Stange, am meisten zu leiden hätten. Aber eigentlich ist es völlig egal, ob die Artikel gelesen werden oder nicht – wichtig ist nur, dass die Presse des Landes, das als Pariah gilt, über die Pläne berichtet. Vermutlich würde sich für die Briten niemand interessieren, wenn Sputniknews nicht einen Artikel über sie mit dem Ziel lanciert hätte, westliche Medien mögen auf diesen anspringen und sich ihrer annehmen. Für die hiesigen Medien wird man erst interessant, wenn sich der „Feind“ für einen interessiert. (Ich habe die Hoffnung, Putin könnte in diesem Blog seine Sicht der Dinge, natürlich in Deutsch, darlegen, noch nicht aufgegeben.) Ganz im Gegensatz zu früher, als jene, die sich für die Belange des Gegners stark gemacht haben, meistens gleich ins Gefängnis gewandert sind. Das nenne ich Fortschritt. Ich habe mir vorgenommen, ohne die Hilfe Facebooks die Russen dazu zu bringen, mir den Trip zu finanzieren. Man soll sich ja Ziele setzen. Ich verspreche, mich mit Kritik zurückzuhalten. Ein Motto habe ich schon schon, nämlich „es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Je besser das Hotel und das Essen, desto triefender und heuchlerischer die Lobeshymnen.

PS: Das Angebot ist unbefristet. Jahreszeiten spielen keine Rolle. Für Extremsportarten wie Bungee Jumping stehe ich nicht zur Verfügung. Ein Besuch des Delphinariums ist ausgeschlossen.

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