Qual der Wahl Fernsehabend

Ausgerechnet an einem Feiertag, der eingeführt wurde, um ein Ereignis, das mit jedem neuen Ehrentag als alternativloser angesehen wird, zu begehen, stellen die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ihre Zuschauern vor eine Wahl, bei der sie, egal wie sich entscheiden, nur verlieren können. Gäbe es einen Bambi in der Rubrik „Qual der Wahl Fernsehabend“ , der 03.10.11
bzw. ARTE und die ARD würden ihn für ihre Entscheidung, „Die Nibelungen“ und „Das weiße Band“ zur Hauptsendezeit auszustrahlen, bekommen. Als Nichtbesitzer eines Gerätes, das mir ermöglichen würde, einen der beiden Filmen aufzuzeichnen, kann ich dieser Planung natürlich nichts Gutes abgewinnen, als politisch interessierter Mensch weiß ich aber das Bemühen, sich dem Zeitgeist, der viele Dinge und Maßnahmen als alternativlos deklariert, entgegenzusetzen, der beiden Sendern zu schätzen. Während Zuschauer, die gerne Mantel- und Degenfilme sehen oder an Drachen, die vor der Zeit Godzillas existierten, interessiert sind, Gefallen an den Nibelungen finden werden, und notorische Protestantenhasser (meistens Katholiken) endlich einen Film, der ihre Vorurteile, nämlich dass deren Leben trostlos und streng sei, bestätigt, geboten bekommen, dürften alle jene, die andere Präferenzen haben, Schwierigkeiten bekommen, sich zu entscheiden, es sei denn, sie denken wie Alfred Tetzlaff („Ekel Alfred“), der, lebte er noch, sich sicherlich mit seiner Familie die Nibelungen anschauen würde – das ist schließlich der Nationalepos der Deutschen. Für Leute wie ihn ist es eine patriotische Pflicht, ja Ehre, ihn sehen zu dürfen. Das wirft die Frage auf, warum die ARD ausgerechnet heute einen so düsteren Film, der wegen seiner kritischen Beschreibung der Zustände im ländlichen Vorkriegsdeutschland (1914) für die Klientel um Tetzlaff als höchst undeutsch gelten muss, zeigt. Mit „Den Heiden von Kumerow“, so könnte ihr Argument lauten, gibt es schließlich ein Stück, das das Milieu, welches Haneke im weißen Band zeigt, humorvoller und lustiger darstellt. Das ist nicht von der Hand zu weisen, nichtsdestoweniger finde ich es richtig, dass die ARD den Film in der Primetime zeigt. Nur über den Tag lässt sich streiten. Vermutlich ist es aber keine schlechte Idee, den Film am Ende der Zeltbier- und Biergartensaison auszustrahlen – kräftig gestärkt und gut gelaunt schaut es sich „besser“, ausnahmsweise mal im ersten.

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