Nur „Der Schwarze Kanal“ hätte uns „The F.A.: Civil War“ erklären können

Typisch Amerika – diese große Nation ist sogar in der Lage, einen Bürgerkrieg ins Ausland zu verlegen, denn bis auf eine Explosion im Mutterland, die nur in den Film genommen wurde, weil sonst dessen Titel „The first Avenger: Civil War“ völlig absurd wäre, spielen sich die Kampfszenen in Übersee ab, was ihn zu einem Hassobjekt par excellence für Karl-Eduard von Schnitzler gemacht hätte. Würde er noch leben, gäbe es noch einen zweiten (ich meine natürlich mich), dem das auffallen würde. Nicht dass ich mich nach ihm sehne, aber statt Plasberg würde ich am kommenden Montag lieber dessen „Schwarzen Kanal“, in dem er, da bin ich mir ganz sicher, sich darüber echauffiert hätte, dass die Amerikaner glauben, die Welt gehöre ihnen, sehen. Polemik pur wäre angesagt. Da ich schon zu seinen Lebzeiten dessen Vokabular nicht beherrscht habe, macht es keinen Sinn, ihn nachzuäffen. Die Superhelden, die sich stellvertretend für das Land bekriegen, sind einfach zu sympathisch, um auf den Gedanken zu kommen, ihr Aufgabe sei es, das Monopolkapital (fast ein Schnitzler – er konnte es natürlich viel besser) zu stärken. Ein zweiter Grund, den Film zu mögen (natürlich gibt es derer noch mehr, wie, um nur einige zu nennen, originelle Action- und Kampfszenen, nonchalante Dialoge, die teilweise recht witzig sind, sowie Schauspieler, die durchweg überzeugen), ist, dass es in Deutschland, das immer bestrebt ist, sich aus allen Konflikten herauszuhalten, richtig rund geht – während in Berlin der Bär steppt (was in diesem Fall bedeutet, dass einiges zu Bruch geht), tobt auf dem Flughafen Leipzig/Halle (natürlich wird im Film nur die Messestadt erwähnt) ein Krieg, der, was den Materialschaden angeht, den Vergleich mit den Gemetzel am Donetzker Airport nicht zu scheuen braucht. (Die hiesige Zeitung musste mich darüber aufklären, dass wirklich hier gedreht wurde.) Wirklich sehenswert!

Noch spannender als der Film ist der Plot, den Labour zur Zeit abliefert – während sich vor 10 Jahren niemand darüber aufgeregt hat, dass Broder Ahmadinedschads Vorschlag, Israel nach Deutschland zu verlegen, aufgriff und Schleswig-Holstein anbot, ist eine Abgeordnete wegen eines ähnlichen Plans (diesmal sollten die USA das Ziel sein) aller ihrer Ämter enthoben worden. Da im Vereinigten Königreich niemand Böhmernann kennt, ist das völlig zu Recht geschehen. Dann hat es auch noch Livingstone, der sie verteidigen wollte, fertiggebracht, sich mit selbst mit der ungeschickten Formulierung, dass Hitler die Zionisten unterstützt habe, selbst in die Bredouille zu bringen. Wie schaffen es gestandene Politiker nur, derartige Böcke zu schießen? Der erweiterte Infinitiv ,um sie loszuwerden“ hätte sicherlich jedwede Zweifel ausgeräumt. Aber das wäre zu einfach, nicht provokant genug. Stattdessen wird die Verbalkeule geschwungen. Da gestandenen Leute wie dem ehemaligen Bürgermeister Londons klar sein muss, dass man mit dieser genau das Gegenteil von dem, was man bezweckt, erreicht, stellt sich die Frage, ob er nicht ein Agent Provocateur der Israelis ist. Labour will nun eine Kommission, die einen Codex, wie derartige Äußerungen sanktioniert werden können, erarbeiten soll, einsetzen.

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