Matjesfilet – es ist wie mit dem Klopapier

Als mein geliebter Matjesfilet gestern im Laden fehlte, dachte ich mir noch nichts, jedoch als ich dann später lesen musste, die Briten würden für den Fall eines harten Brexits 4 Patrouillenboote, die dazu bestimmt seien, unliebsame Bewohner des Kontinents vom Fischen abzuhalten, vorhalten, wurde es mir schon ein wenig anders – sollte der Matjesfilet nach dem Klopapier das zweite Produkt werden, das knapp ist? Noch beunruhigender als die Aussicht, den Matjesfilet für immer von meinem Speiseplan streichen zu müssen, ist der Verdacht, den ich bezüglich der Hamsterer hege – es können nur Rentner sein, die sich mit dem Fisch eingedeckt haben. Die haben genug Zeit, sich dem Hickhack zwischen London und Brüssel zu widmen (einigen traue ich sogar zu, besser als Boris über den Stand der Verhandlungen informiert zu sein). Niemand verlangt von ihnen, zu hungern; als Dank, als erste geimpft zu werden, was ihnen ermöglicht, ihr normales Rentnerleben fortführen zu können. (Vermutlich ist das kommende Frühjahr die beste Zeit, eine Konditorei samt Café zu eröffnen. Und man sollte sie nach der Impfung verpflichten, zweimal im Monat ins Kino zu gehen.) Auch ich nicht. (Ob ich heute Abend auch noch diese Meinung vertrete, hängt vom Verlauf meiner Suche nach dem Fisch ab). Den Inhalt jeder Packung, die ich noch erstehen sollte (ich bin da guten Mutes), werde ich mit besonderen Genuss essen, da es ja der letzte Matjes dieser Qualität sein könnte. Das werde ich zelebrieren. Das wird richtig pathetisch. Der eine oder andere Gourmet saisonaler Ware wird das verstehen. Ein Spargelliebhaber sicherlich auch. Jedoch wissen beide, dass die Abstinenz nur eine vorübergehende sein wird (angesichts der Bedeutung des Spargels würde ich mich nicht wundern, wenn die Spargelstecher zu den privilegierten Impfkandidaten gehören würden). Gott sei Dank ist es ja aber nicht so, dass der Matjes nicht wegen Raubfischerei knapp wird (bei Boris weiß man das nicht so genau, dem traue ich sogar zu, dass er die Fischbestände vor den Insel an die Chinesen verhökert). Die Briten haben gar nicht genug Boote, um den Hering fangen zu können (es sei denn, der eine oder andere europäische Fischer flaggt sein Boot aus). Keine Fangquote, die die EU verordnet hat, kann es mit dem Brexit aufnehmen – vor der Insel wird des nur so vor Heringen wimmeln. Die gucken einen an, wenn man auf einem Segelboot auf der Nordsee schippert. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass dem Butter- bald der Fischtourismus folgen könnte. Zeit, für die neue Welt zu üben. Hoffentlich kann ich den Rentner zuvorkommen.

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