M. macht immer alles richtig

Drei Tage hatte ich gehofft, Sieger meiner eigenen Show-Erfindung („Germany’s next Polit-Talker) zu werden, dann kam heute die Meldung, die Will solle es wieder machen. Mit einer so schnellen Entscheidung hatte ich wirklich nicht gerechnet. Nicht einmal eine Mail, in der ARD-Leute anfragen, wie ich mir das vorstelle, haben sie mir geschickt. Noch deprimierter als ich muss sich im Augenblick Plasberg fühlen. Um den begehrten freien Sendeplatz zu ergattern, verzichtete er gestern darauf, seinen Gästen bärbeißige Fragen zu stellen. Statt zu versuchen, seine Teilnehmer zu disziplinieren, ließ er ihnen freien Lauf, was diese, sehr zum Vergnügen der Zuschauer, prompt nutzten, sich ungestört diverse Scharmützel zu liefern. Ungewollt hat er damit den Olymp des Talks erklommen – die Gastgeber, die den Zuschauern den Eindruck vermitteln, sie brauchen die Show, um sich selbst eine Meinung bilden zu können, sind die besten. Dazu gehört, dass man es den Parteien erlaubt, sich zu streiten. Leider wünscht das niemand im Deutschen Fernsehen – statt Lockerheit und Nonchalance ist preußische (Frauen-)Strenge angesagt.

Bleibt noch, zu erwähnen, worüber sich die Gemüter erhitzen – es ging natürlich um den G7-Gipfel und Putin, der lt. Jörges nicht wegen der Ukraine, sondern wegen Obama ausgeladen wurde. Dessen These, Merkel habe die Veranstaltung genutzt, um den amerikanischen Präsidenten zu rehabilitieren (Stichworte Snowden und NSA), war so intelligent, dass die führenden Zeitungen auf eine Kritik in ihren heutigen Onlineausgaben verzichteten. Er ist der einzige deutsche Journalist, der sich an des Treffens Obamas mit dem Bergbauern, von denen ich bis bis Sonntag gedacht habe, sie würden die Obrigkeit immer noch mit einem „Scherts euch“ begrüßen, gestört hat. Recht hat er. Ja zum Biergarten, wenn alle darin bedient werden würden. Stattdessen durften nur Obama und Merkel, die froh darüber, Bayern gewählt zu haben, war, sich unter die Einheimischen, die sich alle sehr redselig gaben, mischen (bei einem Treffen mit Fischern in Heiligendamm hätte Obama gedacht, Merkel habe Trappisten ausgesucht). Finden derartige Veranstaltungen im Ausland statt, können sich die entsprechenden Regierungen der Häme der deutschen Presse sicher sein. Von da an war klar, dass Merkel mal wieder alles richtig gemacht hat. Ihre Devise, die da hieß, je peinlicher das Treffen (hinsichtlich des Aufwandes), desto ambitionierter die Ergebnisse (nur so kann man den schlechten Eindruck aus den Köpfen der Menschen vertreiben), ging auf – spätestens ab dem Jahr 2100 hat die Grillkohle ausgedient. Vermutlich braucht man dann nicht einmal mehr einen Elektrogrill, um ein Steak zu grillen – auf dem Solardach eines Elektroautos geht das genauso gut. Bis dahin soll die Welt nämlich „dekarbonisiert“ sein (ich bin mir, dass dieses Verb bald in den Duden aufgenommen wird). In ein paar Jahren werden wir uns fragen, was wir „dekarbonisiert“ haben. Dass ausgerechnet jene, von denen jeder einzelne einen ökologischen Fußabdruck, in den eine Großfamilie sich hereinstellen kann, aufzuweisen hat, dafür sorgen, dass wir weniger fossile Energie verbrauchen, ist nicht ausgemacht. Die Geschichte verläuft anders.

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