Krise und nochmals Krise

Wenn zwei Wirtschaftswissenschaftler, deren Einschätzungen ich sehr schätze, fordern, die FED, Amerikas Notenbank, möge, um der Welt eine Katastrophe zu ersparen, en masse italienische und spanische Staatsanleihen kaufen, muss, salopp gesagt, die Kacke am Dampfen sein. Jeder, der das Geschehen um den Euro verfolgt hat, weiß, dass jene, die das Problem lösen sollen, dies anders sehen – sie glauben, auf konventionelle Weise, also durch Sparen und Vertragsänderungen, die Sache angehen zu können (selbst die Franzosen, die gerne aufkaufen ließen, würden den Vorschlag ablehnen). Dass Wissenschaftler – die Politiker machen schließlich nur das, was ihnen ihre Wirtschaftsberater raten – Ansichten, die unterschiedlicher nicht sein können, vertreten können, ohne ihren Ruf zu verlieren, ist wohl einzig und allein deren Fachgebiet geschuldet. Die unterschiedlichen Meinungen erklären jedoch nicht, warum die Forderung nicht nur nicht abgelehnt, sondern darüber auch noch darüber gespöttelt wird. Das ist wirklich schwer zu verstehen. Vermutlich fehlt uns einfach das Gespür, Gefahren, die sich nicht so einfach erfassen lassen, auszumachen sowie deren Zerstörungspotential richtig einzuschätzen. Die Literatur und der Film haben uns meist nur Szenarien, in denen entweder alles unter Kontrolle (1984, Fahrenheit 451) oder die Erde physisch bedroht ist, geliefert. Fälle, in denen der Mensch aus plausiblen Gründen (plötzlich) die Kontrolle über Bereiche der Gesellschaft verloren hat, sind, bedingt auch durch die Geschichte, höchst selten geschildert worden (es bleibt zu hoffen, dass die uns vorenthaltenen Horrorszenarien nicht Realität werden). Und da in Europa seit Jahrzehnten alles wohlgeordnet ist, hätten nur Werke, in denen die Folgen des Zusammenbruchs wichtiger Institutionen spannend geschildert werden, uns für die Ereignisse, die nun drohen, sensibilisieren können. Aufgrund unserer fehlenden Sensibilität wäre ich fast geneigt, zu behaupten, dass die Bekämpfung eines Asteroiden viel besser als die Rettung des Euros vonstatten gehen würde, denn dank Bruce Willis und Terrick Malick wissen alle, was sie erwartet, wenn so ein Riesending hier einschlagen würde. Ich vermute, dass, was ganz untypisch für Willis ist, sich auch niemand mehr opfern müsste, um die Erde bzw. deren Bewohner zu retten – mit einer Bazooka wird man nicht nur die Schulden los, sondern mit ihr lässt sich auch trefflich der Felsbrocken beschießen. Und da die Experten sich schon nach kurzer Zeit der Gefahr bewusst wären (nur besserwisserische Rentner würden deren Berechnungen anzweifeln), sollte es mit dem Bau entsprechender Abwehrwaffen recht schnell gehen. Dennoch hätte ich ein ungutes Gefühl – unguter als das bezüglich des Euros.

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