Florence and the Machine – Ceremonials

Im Nachhinein sollte ich über die Übertragungsstörungen, die am Ende des ersten Songs bis zum dritten hin auftraten, dankbar sein, denn ohne die Momente des Flickerns wäre ich vermutlich so elektrisiert gewesen, dass ich die ganze Nacht nicht hätte schlafen können. Es wäre auch gut möglich, dass ich die perfekte und mitreißende Vorstellung, die sie und ihre Band gegeben haben, nicht entsprechend zu würdigen und einzuordnen gewusst hätte, denn oft ist es ja so, dass erst ein gewisser Makel einen in die Lage versetzt, eine Arbeit richtig einschätzen. Da zu Beginn der Übertragung die Kamera nur Feuerzeuge und den recht attraktiven Vorhang zeigte, befürchte ich schon, das Konzert nur aus einer Perspektive erleben zu müssen. Die Vermutung war aber völlig unbegründet – zig Kameras wurden aufgefahren, die von allen denkbaren Position – nur direkt über der Bühne muss keine gestanden haben – das Geschehen zeigten. Deren Einsatz sowie die Bildwechsel klappten perfekt, ja alles war absolut Musikfilmreif. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Konzertübertragung, bei der die Kameraführung bis in kleinste Detail stimmte, gesehen zu haben. Schon der erste Blick auf die Bühne war vielversprechend – zwei Schlagzeuge, eine Harfe sowie ein Mikrofonständer, wie er in den 30er Jahren Mode war, fesselten meine Aufmerksamkeit. Dass Florence ein Kleid wählte, das zum Ständer passte (auch 30er Look), steigerte noch meine Erwartungen. Diesen wurden sie auch schon nach den ersten Tönen gerecht – als Einstieg, passend zum urgemütlichen Ambiente, das auch eine gewisse Gediegenheit ausstrahlte, wählte sie ein Ballade, die sie, dank ihrer flexiblen und strapazierfähigen Stimme, exzellent vortrug. Die Harfe, bei den ruhigeren Songs das markanteste Instrument, später dann, als die Songs mehr nach Mainstream klangen, in den Hintergrund tretend, machte das Zuhören zum Genuss. Schade, dass Peter Ustinov als „Nero“ dieses Instrument mit seinem unmusikalischen Gesang schwer in Misskredit gebracht hat. Die Harfe hätte weitaus mehr Einsätze in der Popmusik verdient. Einen richtigen Ohrwurm, den die Sender auf und ab spielen, konnte ich nicht ausmachen. „Shake it out“ soll, wie dem recht gut gemachten Flyer, den jeder, der sich einloggte, einen Tag später erhielt (es wäre schön gewesen, hätte man diesen vor dem Beginn erhalten), zu entnehmen ist, als Single veröffentlicht werden. Da alle elf Songs recht anspruchsvoll sind, fällt es mir schwer, einen herauszuheben. Es gibt jedenfalls kein Lied, das mir nicht gefallen hat. Das kann ich nicht von jeder LP sagen. Dem Applaus nach zu urteilen gefielen dem Publikum die rockigen Songs am besten. Noch ein Wort zum Flackern – ich kann nicht sagen, ob mein herumdoktern an der Übertragungsrate oder der Änderungen, die der Veranstalter vorgenommen hat, zur Abstellung des Problems geführt haben. Am Montag geht es auch schon weiter. Da strahlt der Guardian ein Konzert PJ Harveys aus.

Korrektur 05.11.11: Lese gerade, dass Nero, als Rom brannte, die Leier spielte. Ich hätte mir die Filmszene noch einmal anschauen sollen. Aber der Unterschied zwischen beiden Instrumenten ist ja nicht so groß.

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