Nun sind es schon mal zwei Toppolitiker, die fordern, Snowden in Europa aufzunehmen – neben der Jeanne d’Arc der Grünen (das ist wirklich nicht schwer zu erraten) ist auch Trittin zur Überzeugung gekommen, im weiterzuhelfen. Zwei sind besser als gar kein Politiker. Vorigen Montag, als ich schrieb, Europa habe keine Interesse, sah das noch ganz anders aus. Seit gestern wissen wir, dass wir selbst überwacht werden, aus Gründen, die sich mir nur zum Teil erschließen, verzichtet der NSA jedoch auf das Ausspähen der Inhalte – angeblich interessiert die Abhörer nur, wer sich mit wem ausgetauscht hat (lt. Spiegel werden „nur“ die Metadaten gespeichert). Warum will der Geheimdienst nicht mehr über uns wissen? Amerikas Schlapphüte könnten Stalins Einschätzung, in Deutschland könne es keine Revolution geben, weil man dazu den Rasen betreten müsse, teilen, sie uns also nichts Anarchistisches und Gewalttätiges zutrauen. Wir sind ihnen einfach zu rational. Gut möglich, dass angesichts der Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, sie auf Informationen aus Deutschland gar nicht angewiesen sind. Die Kommunikationswege lassen sich in Ländern, in denen potentielle Terroristen logistisch unterstützt werden, besser und effizienter kontrollieren. Wichtig ist nur, zu wissen, wann ein Verdächtiger Deutschland verlässt.
Nichtsdestoweniger ist es eine große Sauerei, hier zu schnüffeln (angesichts der Anschläge in New York kann ich es ihnen nicht ganz verdenken). Und da auch unsere Abwehrdienste sich am Abhören beteiligen (diese dürfen 20 % des Verkehrs mit dem Ausland checken), kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es eigentlich nur darum geht, wer wen wie oft ausspionieren darf. Wenn ich mir meinen Späher aussuchen könnte, wählte ich NSA, da dieser am weitesten entfernt ist. Würden die Australier in Deutschland einsteigen, ließe ich denen die Ehre zuteil kommen, meine Daten zu speichern.
„Entscheidend ist, was hinten herauskommt.“ Kohl hat das natürlich nicht wörtlich gemeint, sollte die Landesregierung aber die Maßnahmen, die ihr der Wissenschaftsrat empfiehlt, umsetzen, ist die Kacke in Halle am Dampfen. Leider aber nur hier, denn die Landesregierung könnte sich dann endlich rühmen, eine der effizientesten Unikliniken des Landes zu haben. Haselhoffs Kollegen tun mir jetzt schon leid – bei den Treffen der Ministerpräsidenten werden sie sich ständig anhören müssen, wie er die Kosten für die Hochschulen in den Griff bekommen hat. Dabei kostet das Studium eines Mediziners in Halle jährlich 13.180 € weniger als in Magdeburg, was die Mitglieder des Rates, trotz einer gute Beurteilung der Ausbildung, nicht davon abhält, vorzuschlagen, die ersten vier Semester des Studiums nur noch in Magdeburg anzubieten. Mit einem Schlag hätte sich die Zahl der Studierenden verdoppelt, während die Kosten – da die „Ottostadt“ mehr Professoren als die MLU hat, gehe ich davon aus, dass die Aufwendungen nicht steigen, also proportional sind – pro Student um die Hälfte sinkt. 20.000 € pro Student jährlich wäre absolute Spitze. Sparfetischisten wie Haselhoff und Bullerjahn geraten bei solch einer Rechnung aus dem Häuschen. Nun müssen nur noch die Studenten mitspielen. Die müssen an die TU wollen. Halle würde vor Lachen brüllen, wenn in Magdeburg sich nicht mehr als bisher einschreiben sollten.