Ein Königreich für einen spielstarken Mittelstürmer – Italien am Ende verdient weiter

Dass es schwer werden würden, gegen Italien zu gewinnen, wenn diese ihre Chancen wie gewohnt nutzen sollten, hatte ich ja bereits nach dem Aus der Engländer geschrieben, jedoch konnte ich mir da noch nicht vorstellen, dass Balotelli gleich zweimal „unangekündigt“, also praktisch ohne Vorwarnung, zuschlagen würde – beim ersten mal stand, als er den Ball mit verblüffender Leichtigkeit ins Tor köpfte, die komplette Abwehr neben sich, beim zweiten mal waren die Abwehrleute zu weit aufgerückt, was ihm erlaubte, das herrliches Zuspiel Montolivos unbedrängt anzunehmen und mit dem Ball Richtung Neuer zu laufen. Der kam, da Lahm ihn hätte noch abfangen konnte, nicht raus, was den City-Spieler in die Lage versetzte, den Ball mit voller Wucht ins rechte Eck zu hämmern. 120 km/h soll er schnell gewesen sein. Vielleicht hätte er sich schwerer getan, wäre er gezwungen gewesen, den Ball mit mehr Feingefühl auf Neuers Tor zu schießen. Das ändert aber nichts daran, dass Neuers Entscheidung, drin zu bleiben, richtig war. Auch wenn die beiden Innenverteidiger Hummels und Badstuber heute nicht gut aussahen, schuld am Debakel (wegen der hohen Erwartungen) waren nicht sie, sondern es hat an der an der mangelndem Durchschlagskraft in der Offensive gelegen – den Deutschen fehlt ein Stürmer a la Balotelli, also einer, der mitspielt und Räume für seine Kollegen schafft. Weder Gomez in der 1. noch Klose in der 2. Halbzeit waren in der Lage, Platz für die nachrückenden Spieler zu schaffen (Torchancen hatten beide nicht). Dazu gehört auch das Herausholen von Freistößen in der Nähe des Strafraums – gerade mal Kroos wurde gefoult, Reus‘ herrlichen Freistoß hielt Buffon bravourös, wenn auch mit allerletzter Kraft. Das war in der 60. Minute. Ob die Italiener, bei denen zu diesem Zeitpunkt Cassano bereits draußen war, das Resultat über die Runden gebracht hätten, wage ich zu bezweifeln, zumal auch deren Star wenig später den Platz (Krampf) verlassen musste. Ist der weg, versiebt die Mannschaft die dicksten Chancen – allein drei oder vier hochkarätige haben seine Mitspieler kläglich vergeben. Es bestand also durchaus noch Hoffnung, zum Ausgleich zu kommen, selbst wenn ein Brecher nicht zur Verfügung stand. Jedoch machte sich nach Reus‘ Freistoß eine gewisse Lethargie bei den Deutschen breit – sie schafften es einfach nicht, die Italiener mal für vier und fünf Minuten in deren Hälfte einzuschnüren. Meistens waren es die Azzurri, indem sie den Ball leichtfertig vertändelten, selbst, die den Deutschen ermöglichten, vor Buffons Gehäuse aufzukreuzen. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass nicht unbedingt die Mannschaften, die durchweg gute Spiele zeigen, am erfolgreichsten sind (die Deutschen wissen das ja am besten). Mal sehen, ob Löw noch unter Druck gerät (bsp. wegen Schweinsteiger).

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