Das Biedermeier und Bündis90/Die Grünen

– oder wie Die Grünen versuchen, dem Biedermeier Konkurrenz zu machen, was Merkel gar nicht gefallen kann, denn im Gegensatz zu Napoleon, dem dieser Stil folgte, hat sie darauf verzichtet, dem Volk Abenteuer zuzumuten. Niemand muss fürchten, zwangsrekrutiert nach Moskau oder weiter marschieren zu müssen. Ganz im Gegenteil – wer wirklich einen Krieg erleben will, der muss zur Legion gehen, was wegen der schweren Aufnahmeprüfung nicht ganz einfach ist. Die neben heute auch nicht mehr jeden. Ob man dann eingesetzt wird, ist wegen des Mangels an Kriegsschauplätzen höchst ungewiss. Das Biedermeier ist also nur etwas für Leute, die schreckliche Zeiten hinter sich haben, von denen sie sich erholen müssen. Die DDR war zwar nicht sehr toll, aber so schlimm war es nun auch nicht. Wer sich das Video anschaut, der kommt nicht umhin, zu glauben, wir würden im Biedermeier leben bzw. sehnten uns nach ihm. Aber selbst wenn Merkel uns ihr Biedermeier aufgedrückt haben sollte – niemand würde es zugeben wollen. Nur wenige würden sagen, sie sehnten sich nach diesem Zeitalter. Diese Zeit ist höchst verpönt. Zu altmodisch, zu langweilig, zu konform. Angesagt ist, im Job selbst einen Burnout in Kauf zu nehmen, um die Aufgaben zu bewältigen. Da kommen Die Grünen mit ihrem Lied richtig weltfremd daher. Singend lässt sich alles spielerisch lösen. So wird jeder, der dort mitmacht, automatisch zu einer Gestalt Spitzwegs – selbst Baerbrock und Habeck könnten von ihm sein. Eine Spitzwegfigur als Kanzlerin? Das kann sich der Blog nun wirklich nicht vorstellen. Dessen Originale schaut man sich gerne (der Blog ist ein großer Spitzwegfan), selber jedoch möchte man nicht so aussehen wie die oft absonderlichen Personen auf seinen Gemälden. Das Video der Die Grünen kann nur ein richtiger Fundi, der in der Lage ist, schrille Töne locker wegstecken zu können, sich öfter anschauen. Der Spiegel will im Text behutsame Ironie entdeckt haben. Sowie Patriotismus. Der Blog fragt sich, ob die Arbeiterklasse auch singen darf. Bandarbeiter, die im schönsten Sächsisch während des Zusammenbaus eines Elektroauto ein Lied zwitschern.

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