Baumgartner wird ein Star; Deutsche müssen mehr Schokolade essen

2:30 min bis zum Countdown – als ich wieder auf den Blog mit dem Livestream klickte, das von einem Objekt, das in rasender Geschwindigkeit die Erde umrundete, oben im Bild konnte ich die die Ostsee erkennen, Aufnahmen aus dem tiefsten Schwarz sendete. Selbst die Erde war grau. Würde der Planet aus der Höhe, in der Raumschiffe kreisen, auch so düster aussehen, ließe sich die Zahl der bemannten Flüge an der Hand ablesen – wegen zu hoher Depressionsgefahr. Der Showdown fand, zu meiner großen Überraschung, in New Mexico statt – Batman Baumgartner war also noch nicht losgeflogen. Eigentlich hätte ich mir das auch während der zweieinhalb Minuten denken können. Ein Ballon, der mit zig facher Schallgeschwindigkeit durch die Stratosphäre düst (der Jetstream kann nur einige hundert km/h erreichen). Das geht wirklich schlecht. Der Blogger vom Guardian war auch erstaunt, warum er nicht absprang (wenigstens hat er so getan, als sei er überrascht).

Wenig später musste der Start dann wegen eines zu starken Windes abgebrochen werden. Der gestern anberaumte Start wurde auch abgesagt. Der nächste Versuch ist am Sonntag geplant. Batman Baumgartners Sprung wird man wohl nur von hinten sehen. Ihn am Ausstieg von der Seite in voller Größe zu sehen, ist sicherlich nicht möglich. Da es heißt, jede Phase des Experiments würde gefilmt werde, werden wir dank der Aufnahmen, die seine Helm-Kamera machen wird, im Sessel mitfliegen können, was sich als noch gefährlicher für die Zuschauer als für den todesmutigen Überschallrekordjäger erweisen könnte. Das ist nichts für schwache Nerven. Fernsehgerechter geht es wirklich nicht. Ich hoffe nur, sein Sponsor, den ich natürlich nicht erwähne, hat ihn für den Fall, dass er ohnmächtig werden sollte, mit einem Fallschirm, der sich ab einer bestimmten Höhe automatisch öffnet, ausgerüstet.

Wenn alles gut geht, hat Österreich wieder einen Helden, der die Welt erobern könnte. Angesichts der Erfahrungen, die die Deutschen mit österreichischen Abenteurern gemacht haben, bin ich richtig froh, dass der nicht von Sylt oder Helgoland starten wird. Da aber deutlich zu hören, dass er kein hiesiger ist, wären seine Chancen, das Land aufzumischen, eh äußerst gering gewesen. Aber man weiß ja nie. Der erste, der außerhalb der Republik Karriere machte, sprach noch deutscher als die Deutschen selbst. Hätten sich nicht viele Historiker mit dessen Werdegang beschäftigt, wäre es nicht abwegig, zu vermuten, der Geheimdienst der Habsburger könnte ihn geschickt haben, um diese für all die Schmähungen, die ihnen die Preußen seit Friedrich II. zufügte, zu rächen. Irgendwann müssen sie die Kontrolle über ihn verloren haben. Oder seine Akte muss während der Wirren der Revolution abhanden gekommen sein. Einer der Vorteile der k.u.k. Monarchie war deren Größe, denn kaum einen Österreicher zog es in ein noch größeres Land, schließlich lebte er ja schon im größten Staat Europas (von Russland mal abgesehen). Ab 1918 wurde es richtig eng in Österreich. Auf einmal war das Land kaum größer als Bayern. Daher wundert es nicht, dass der besagte Mann nicht in seine Heimat, die nun Republik war, zurückging.

Einen späteren Abenteurer zog es gleich in die große Welt, wo er richtig berühmt wurde. Baumgartner kann nun in seine Fußstapfen treten. Die Chancen, dass er dies schafft, stehen nicht schlecht, denn die Amerikaner sind diesen Typus Mann mittlerweile gewohnt, ja dieser ist sogar allgegenwärtig. Noch viel wichtiger ist, dass er ihnen nicht überdrüssig geworden ist. Daher wäre es nur folgerichtig, würde er auch anfangen, zu filmen, zumal er wesentlich talentierter als jener Mann, der später auch in der Politik recht erfolgreich war, ist. In „stinknormalen“ Actionfilmen, bspw. als Einzelgänger, der eine Gang zur Strecke bringt, würde überzeugend auftrumpfen. Vermutlich sogar authentisch wirken. Ich bin gespannt, ob Hollywood sich meiner Meinung anschließen wird.

Die Deutschen tanzen mal wieder aus der Reihe. Diesmal im Schokoladenkonsum. Während die anderen Länder sich halbwegs auf einer einer Geraden befinden, an deren oberen Endpunkt (gebildet aus dem pro Kopf-Verbrauch an Schokolade sowie der Zahl der Nobelpreisträger, die auf 30 Millionen Einwohner kommen bzw. kommen würden) die Schweiz steht, sind die Deutschen (neben den Schweden) am weitesten von dieser entfernt. Um deren Zahl zu erreichen, müssten wir unseren Konsum verdoppeln (das würde das Diagramm nur schwer verkraften). Kurzfristig ist das kaum zu schaffen. Selbst wenn Halles Hallorenfabrik ihr Schokoladenzimmer (wie Bernsteinzimmer) zur Verfügung stellte, würde sich daran nichts ändern. Das „wer hat’s erfunden“ Volk (Reklame für Bonbons) bleibt vorerst vorne.

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