Soldat, Fast-Bruchpilot, Büste – Strauß in Russland

Bevor Strauß im Schleich-Fernsehen für ein paar Minuten aus dem Himmel hinabsteigt. um seinen Verehrern mitzuteilen, wie schlecht es um sein Bayern im allgemeinen und seine CSU im besonderen bestellt ist, ist jedesmal seine vergoldete Büste zu sehen, aus der dann wie aus dem Nichts der große Vorsitzende zu kommen scheint. Ähnliches wird der Strauß-Büste in Wolgograd nicht widerfahren, die, wenn diese es wirklich am 10. Mai in den Flughafen zu dessen Eröffnung schafft, als absoluter Hochrisiko-Gips, dessen Unterversehrtheit nur unter einer Panzerglasglocke gewährleistet werden kann, gilt (vielleicht sollte man Politiker ebenfalls unter eine ultra-moderne Hochsicherheits-Käseglocke, die ihnen erlaubt, sich ohne Personenschutz in der Öffentlichkeit zu bewegen, stecken) – einige Russen haben nämlich davon Wind bekommen, dass Strauß unweit des Flugplatzes mit seiner Flakeinheit sowjetische Flugzeuge vom Himmel geholt haben soll. Damals hieß die Stadt noch Stalingrad. Am 12. Januar, 11 Tage bevor in Gumrak bzw. einem Notflugplatz der Flugbetrieb eingestellt werden musste, habe man ihn aus dem Kessel ausgeflogen (die deutsche Wiki-Ausgabe ist bzgl. dessen Einsatzes recht nebulös). Colonel Cassad ist jedenfalls schwer empört, Strauß in Wolgograd ein Denkmal, das im Vergleich zu jenen, die an die Schlacht erinnern, winzig ist, zu setzen. Vermutlich werden noch viele ihm folgen. Angesichts des Leids der Bevölkerung während der Schlacht sowie der jetzigen politischen Großwetterlage sollte sich niemand wundern, wenn es zu Protesten kommen sollte, die vom Umfang her jenen, die zu erwarten wären, wenn jemand auf die Idee kommen würde, in Dresden-Klotzsche ein Büste von Bomber-Harris aufzustellen, in nichts nachstünden. Und wie es so ist in solchen Fällen, werden nicht die Leute, die dafür verantwortlich sind, an den Pranger gestellt, sondern unbescholtene Bürger – ein Wahl-Sachse (Doppelnamen wie Schmidt-Gödelitz kennt der Sachse nicht) muss, da er für die Ebert-Stiftung arbeitet sowie einem Verein vorsteht, dessen Namen jener Organisation aus Bavaria ähnelt, daran glauben. (Dass das sprichwörtliche Glück, das dem FC. Bayern nachgesagt wird, auch vor diesem archaischen Stamm nicht halt macht, sollte uns zu denken geben.) Wenn mein Russisch nicht so schlecht wäre (das ist eine beschönigende Beschreibung meines Nichtwissens), hätte ich ihn schon längst auf seinen Fehler hingewiesen. Ich habe mich schon oft gefragt, wie meine Russischkenntnisse jetzt wohl wären, wenn Putin für Glasnost gesorgt hätte. Bestimmt wäre ich dann jetzt fast so gut wie ein Muttersprachler. Wie es aussieht, hat Gorbatschow nicht nur den Sozialismus ruiniert, sondern auch mein hundsmiserables Russisch verbockt. Dabei hatte ich ihn mal so gemocht. Aber das war vor Putin, der es geschafft hat, sich im Westen den Zusatz „der Schreckliche“ zu erarbeiten, so dass niemand mehr konkret zu benennen braucht, was einen an ihm missfällt – der Mann ist per se schlecht. Wenn selbst Leute wie Kaminer in einer Talkshow, die auf einem privaten Sender nachmittags gelaufen ist, sich schwer tun, die Fragen des Gastgebers, was ihm an Putin nicht gefalle, überzeugend zu beantworten, zeigt dies, wie sinnleer das Putin-Bashing geführt wird. Wie würde wohl Strauß, der ebenfalls viel einstecken musste, auf Putin reagieren?

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert