Davos – wenig Auseinandersetzung, viel Informationen

Nichts Neues aus Davos – Vertreter jener Nationen, die im Ranking ganz vorne liegen, haben mal wieder nicht die Chance bekommen, dem Publikum zu erklären, wie ihr Erfolg zustande gekommen ist, womit das Treffen in Davos zu einer Olympiade, wo die Sieger in Statistiken, für die sich kaum jemand interessiert, mutiert ist. Dafür dürfen sich die mächtigen Länder feiern lassen. Bei ihnen spielt es überhaupt keine Rolle, welche Plätze sie belegen. Hauptsache, sie sind wichtig. So darf Brasiliens Präsident Temer, der in Bestechungsskandale verwickelt sein soll, in Davos reden, während die Regierungschefin Islands, das sich vor knapp 10 Jahren entschlossen hat, seine Schuldenprobleme auf unkonventionelle Lösung, also nicht EU-konform, zu lösen, außen vor bleibt. Lt. der Statistik, die auf der Webseite des Forums veröffentlicht wurde, steht das Land auf Platz 2. Nur Norwegen ist besser. Statt Experten aus den Topländern, die über bestimmte Gebiete (bspw. Gleichberechtigung, Gesundheitswesen, Schulwesen etc.) Auskunft geben, zu holen, spricht man in Davos über Themen, von denen der Veranstalter glaubt, sie könnten wichtig werden. Zugegebenermaßen ist es aber weitaus interessanter, zu erfahren, wie der „rentier capitalism“ (Raubtierkapitalismus) der Wirtschaft schaden könnte. Ein Vortrag über den geopolitischen Cyberspace (da ist alle Phantasie gefragt, um sich vorzustellen, wie der aussehen könnte) verspricht ebenfalls Spannung pur. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen, Da es auf der Seite, wo man die Vorträge abrufen kann, nur langsam vorangeht, müssen viele meiner Meinung sein. Davos bietet Informationsmaterial in Hülle und Fülle. Jeder, der sich darüber informieren will, was ihn in der Zukunft alles Neue erwarten könnte, wird hier fündig. Das Problem von Davos ist nur, dass der Veranstalter sich nicht traut, die Politiker der großen Länder mal vor die Tür zu setzen bzw. sie mit Leuten, die, auch weil andere Wege gehen, wesentlich erfolgreicher als sie Politik betreiben, zu konfrontieren. Für Merkel, Macron und Trudeau, der heute schon ran durfte (Schwerpunkt Ungleichheit und Frauen), ist Davos praktisch ein Erholungstrip, auf dem sie sich sicher sein können, nicht kritisiert zu werden. Nur Trump muss, wenn er denn am Freitag kommt, fürchten, wegen seiner Abschottungspolitik (Zölle für Waschmaschinen und Solaranlagen) kritisiert zu werden. Wenn zum Zeitpunkt des Treffens bekannt wird, dass Musk, der Chef von Tesla, vereinbart hat, 10 Jahre lang auf sein Gehalt zu verzichten, um dafür 55 Milliarden Dollar kassieren zu können, wenn sein Firma mehr als 650 Milliarden Dollar an der Börse wert sein sollte, fällt es schwer, zu glauben, dass die Politik gewillt ist, etwas an der Verteilung des Reichtums zu ändern.

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