RT – sind wir denen zu brav?

Was müssen deutsche Politiker noch tun, damit RT hier sendet? Seit der Heimholung der Krim haben sie mit harten Bandagen, also ohne sich selbst zu schonen, gewetteifert, wer von ihnen Russland am wirkungsvollsten vor den Kopf stößt. Genutzt hat es nichts, denn statt mit einem Vollprogramm unseren Elitepolitikern entgegenzutreten, hat sich RT, den bekanntlich der Kreml finanziert, entschlossen, den Franzosen deren Sicht 24 Stunden am Tag zu verkünden. Dass die Bundesrepublik, die als zweitgrößter Importeur Russlands nicht davon abzubringen ist, die EU-Sanktionen gegen das Land aufzuheben, nun weiterhin ein weißer Fleck auf deren Fernsehkarte bleibt, grenzt schon an eine Beleidigung der Wähler, über die RT wohl denkt, dass sie unfähig sind, Merkel abzuwählen. Getreu Stalins These, in Deutschland könne es keine Revolution geben, weil man dazu den Rasen betreten müsse, denken die Macher RTs, auch wenn ein großer Teil der Bevölkerung glaubt, sich einen Ersatzkaiser zulegen zu müssen (wenigstens ist er kein König), dass die Franzosen ihrem Programm eher als die Deutschen aufnehmen würden. Macron bietet ja auch allerlei Gründe, ihn bzw. dessen Politik nicht zu mögen. Erstaunlicherweise gibt es besonders viele ältere Franzosen (sogar einen Ex-General konnte ich ausmachen), die bei RT mitmachen, um darzulegen, was er nach ihrer Ansicht falsch macht, wobei, wenn es ich richtig mitbekommen habe, ihnen hauptsächlich darum geht, ihn als Blender zu entlarven. Sollten die Russen es schaffen, ohne Le Pen auszukommen, so dass die etablierten Medien gar keine Chance haben, RT als Sender Le Pens zu bezeichnen, stehen ihre Chance nicht schlecht, von den Leuten als Bereicherung der Medienlandschaft wahrgenommen zu werden. Dies könnte auch hierzulande funktionieren, wenn der Sender nur wollte. Pensionierte Spezialisten, die unzufrieden mit der Politik sind, gibt es hierzulande viele (ich denke da eher an Kujat, der sicherlich ein Dauergast bei RT DE wäre, als an Gauland). Hätten die Russen heute gesendet, wären wir womöglich über das Panzermuseum in Munster, das, um auch einen Pazifisten zu erlauben, in einen Tiger oder Panther zu steigen, mit Walter Benjamins Satz „wer den Frieden will, der rede vom Krieg“ wirbt, informiert worden. Dort sorgt nämlich eine Figur, die, bereit, einen Molotow-Cocktail oder Stein zu werfen, vor einem T-34 stehen soll, wegen des Eindrucks, der Panzer, der den 2. Weltkrieg entschieden hat, sei hauptsächlich gegen Demonstranten (der Aufstand in Ungarn* 1953) eingesetzt worden, für Unmut bzw. Missbehagen. Jedenfalls bei den Russen. Und das völlig zu Recht, denn die Besatzung eines deutschen Panzer pflegte in solchen Situationen, die Werfer mit dem MG auszuschalten. (Als ob deutsche Panzer nicht gegen das Volk eingesetzt wurden.) Vermutlich sieht Gauland die Geschichte der Wehrmacht genauso – Gräueltaten haben nur die Gegner begangen. Das ist nicht im Sinne Benjamins, der sich in Frankreich das Leben nahm, um nicht von den Nazis gefasst zu werden.

PS:* Natürlich bezieht sich das auf den 17. Juni in der DDR, bei dem höchstens Steine geflogen sein dürften.

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