Schulz – keine Lust, sich mit der AfD zu streiten?

„Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück“ – während Lenin in diesem Buch beschreibt, dass nur Mitglieder seiner Partei helfen, die alles für sie tun, demnach weniger Leute durchaus mehr erreichen können, hat Schulz‘ nach seiner überzeugende Ankündigung in der Elefantenrunde, die vollmundiger nicht hätte sein können, in der Opposition sowohl die Regierung als auch die AfD niederhalten zu wollen, gleich am nächsten Tag das Auto SPD ein paar Meter rückwärts bewegt – statt sich selbst an die Spitze zu stellen, betraut er Nahles, die Gegner vom Rednerpult aus in Schach zu halten. Warum er, der lt. eigener Aussage aus dem Europaparlament wisse, wie man mit Rechten umzugehen hat, ausgerechnet eine Politikerin, deren Reden noch niemanden vom Hocker gerissen haben, zur Fraktionschefin macht, wird er nur selbst wissen. Vielleicht hat er keine Lust, etwas zu tun, das Ähnlichkeit mit seinem alten Job hat. Nun muss sich die unerfahrene Nahles mit den deutschen Le Pens und Farages herumärgern. Schafft es Gauland, die Form, die er gestern gezeigt hat, zu halten (nur Leute, die kein Bier trinken und/oder keinen Humor haben, können auf die Idee kommen, anhand des Dudens darzulegen, dass dessen Bemerkung „wir sind halt ein gäriger Haufen und jetzt ist jemand obergärig geworden“ über Petrys Abgang wirres Zeug sei), wird es richtig schwer. Dabei gilt Gauland im Vergleich zu seinen Mitstreitern noch als konziliant. Da sich die SPD noch keinen Herbert Wehner, der locker mit den Leuten von der AfD fertig geworden wäre, klonen kann, hätte Schulz den Vorsitz der Fraktion übernehmen müssen. Ein Schelm, wer denkt, die AfD wird unterschätzt. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass etablierte Politiker glauben, die rechten Unruhestifter würden sich selbst zerlegen. Mit Geduld und Spucke lassen die sich jedoch nicht fangen. Eines ist schon einmal sicher – die Debatten im Bundestag werden wieder interessant. Dass es in den letzten vier Jahr ziemlich langweilig war, lag nicht an den Abgeordneten, sondern an der bekloppten Regel, die besagt, dass je stärker eine Fraktion ist, desto öfter dürfen deren Abgeordnete hinter dem Rednerpult stehen. Daher ist es kein Wunder, dass die Opposition Probleme hatte, sich Gehör zu verschaffen (eigentlich sollte jedem die gleiche Zeit zustehen). Dank der AfD wird nun alles anders. Die werden den Bundestag nutzen, um ihre Botschaften an den Mann zu bringen. Klar, dass die „Jagd“ nach Merkel viele mehr Menschen verfolgen werden als jene Debatten, die in den letzten vier Jahren stattgefunden haben (schon aus Sensationslust). Die Leute, die Merkel vornehmlich im Osten ausgepfiffen und -gebuht haben, können nun im Fernsehen erleben, wie man versucht, sie vorzuführen. Die Parteien scheinen noch nicht begriffen zu haben, dass seit Sonntag alles anders als früher ist.

PS: Ich freue mich schon auf Gysis ersten Auftritt im Bundestag.

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