Nie war Jesus weltlicher

Das verstehe einer – während sich der Regisseur die Mühe gemacht hat, die Jesus-Geschichte gründlich zu entrümpeln, fällt dem deutschen Filmverleih nichts anderes ein, als einen Titel zu wählen, der suggeriert, es müsse sich um einen bibeltreuen Film handeln – ganz im Sinne des Zuschauers, der sich gefragt hätte, wie Jeschua es nur schafft, es so lange in der Wüste auszuhalten, be lässt Rodrigo Garcia ihn aber nur ein paar Tage in dieser unwirklichen Landschaft (er darf sogar etwas essen). Der Mann ist schließlich auf seinem kräfteraubenden Selbstfindungstrip im Kampf mit einer Seite seines Ichs (für die Kirche ist es der Satan, der Film von einem Doppelgänger verkörpert wird), die es unbedingt auszumerzen gilt. In dieser Welt gibt es keinen Platz für Wunder, wohl aber deutet Garcia an, worauf bspw. Praktiken, deren Ausübung heute viele belächeln (wie das rituelle Waschen der Füße), zurückzuführen sein könnten. Dieser Jesus ist jedenfalls weltlichste, den das Kino je hervorgebracht hat. Dass in der Bibel mächtig aufgetragen wird, lag am Geschmack der Zeit – die Leute wollten unterhalten werden (der Film beweist, dass, lange bevor sich Hollywood herausbildete, schon Traumwelten erschaffen wurden). Eine nüchtern-poetische, keineswegs langweilige Geschichte, wie sie Garcia erzählt, hat eben schon vor hunderten Jahren kaum jemanden interessiert.

Beim Entrümpeln ist auch Trump, wobei Kaufleute sich natürlich gewählter ausdrücken, wenn sie Ware, die raus muss, um Platz für neue zu machen, verbilligt anbieten. Hier heißt das Winter- und Sommerschlussverkauf. Da für einen Winter Sale recht spät ist, muss es sich um eine Kampagne, die aus dem Rahmen fällt, handeln. Sei es wie es sei. Jedenfalls ist Donald recht gut daran, die Bestände zu drücken – vorige Woche ist er 59 Tomahawks in Syrien losgeworden, gestern hat er es geschafft, die größte Bombe, die je gebaut wurde, in Afghanistan hochgehen zu lassen. Dank des Atomtests, die Kim Jong-un anlässlich des 105. Geburtstags seines Vaters morgen angeblich durchführen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich die Lager weiter leeren. Da er will, dass die Mexikaner seinen „Schutzwall“ finanzieren, glaube ich, er denkt, die Kosten für die Wiederbeschaffung der Marschflugkörper und Megabomben müssen die Empfänger tragen. Hoffentlich schaffen seine Berater es, ihn noch rechtzeitig davon zu überzeugen, dass er seine Kriegsspiele selbst finanzieren muss. Jong-un hat schon angekündigt, im Falle eines Angriffs zurückzuschlagen, was Donald veranlassen wird, weitere Angriffe zu starten. Donald schafft es, schon nach 4 Monaten im Amt zur Lame Duck (so nennt man Präsidenten, die nicht mehr kandidieren) zu werden. Neben der Summe, die dieser Blog schon in den Raum stellte, sind lt. Guardian noch weitere hinzugekommen. Wenigstens brauchen sich die USA dank Donald nicht mehr vorwerfen zu lassen, sie würden nicht genug gegen das Kalifat tun – den Tod eines ISIS-Kämpfers in Afghanistan haben sich die Staaten $450.000 kosten lassen. Davon können die Russen nur träumen.

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