Ostdeutsche Dekadenz (aber nur für Guido)

20 zu 1 – lohnt sich da Leistung überhaupt noch? Bevor die Kolumne diese Frage beantwortet, stellt sie mit einer gewissen Genugtuung fest, dass die Zeiten, in denen die FDP locker ihre magische Achtzehn übertroffen hätte, wenn die SPD mit dieser Forderung in den Wahlkampf gegangen wäre (bei den Linken wäre es schwieriger geworden), vorbei sind. Dank Westerwelles genialen Einfällen gäbe es dann nicht nur eine „spätrömische“, sondern auch eine „ostdeutsche“ Dekadenz, wobei das nicht ganz der Wahrheit entspricht, da in der DDR das Verhältnis höchstens 5 zu 1 gewesen sein dürfte. Wenn die Topverdiener eines Landes gerade 5 mal mehr als die Durchschnittsbürger verdienen, hat das natürlich nichts mit der Dekadenz im Sinne von Verschwendung zu tun. Vielmehr ist damit der Niedergang einer Gesellschaft gemeint. Diese Theorie, da muss ich Guido, der zweifellos darauf gekommen wäre, recht geben, hat etwas für sich, denn immerhin hat dieses Verhältnis dazu beigetragen, dass alle unzufrieden waren. Da sich die Frage, ob beim Verhältnis, das Corbyn heute zur Bedingung für alle Firmen, die für den Staat arbeiten, gemacht hat, die Eliten dem bisherigen System ihre Unterstützung versagen, mangels Interesses der Masse an einer Revolution (neudeutsch „Wende“) nicht stellt (ich glaube, es wird nur einen Donald Trump geben), bliebe den Topleuten nichts anderes übrig, als sich zu arrangieren (keine Angst, der Brexit müsste Britannien ins Chaos stürzen, um Labour wieder in die Downing Street zu bringen). Aber sind sie dann noch so bei der Sache wie früher? Schmeißen die Ärzte gar ihre Jobs hin, um in ihren eigenen kleinen Restaurants zu kellnern? Und wird es noch Fußballer wie Messi geben? Neben den vielen Ungewissheiten gibt es ein Nutznießer – die Natur wird es uns danken, wenn wir nur noch mit Kleinwagen unterwegs sein würden. Ein besseres Programm gegen die globale Erwärmung kann es gar nicht geben. Zwar würde es ein wenig eintönig auf unseren Straßen (ein Hauch von Pjöngjang), jedoch kann uns das dank Trump und Le Pen auch ohne Deckelung der Höchsteinkommens passieren. Dass Donald Firmen, die ihre Produktion von den USA nach Mexiko verlegen wollen, auffordert, in den Staaten zu bleiben, ist ja hinlänglich bekannt. Nun hat Le Pen die französischen Hersteller aufgefordert, ihre Produktion nach Frankreich zu verlegen. Gerät die Kampagne erst einmal in Schwung, ist es nicht mehr fern, bis die Politiker fordern, nur noch Fahrzeuge aus einheimischer Produktion zu kaufen, was für die deutsche Automobilindustrie, die ja vom Export lebt (dank der Chinesen hat es VW wieder geschafft, Weltmarktführer zu werden, ein Albtraum wäre. Ein Gutes hätte die Sache doch – die Löhne würden kräftig steigen, damit sich ja viele ein hiesigen Auto leisten können.

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