„Arrival“ – Aliens sind einfach klüger als wir

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Aliens Sie auffordern sollten, deren Raumschiff zu betreten, folgen Sie dem Rat, den Woody Allens Mutter ihm als Kind gegeben hat, als er sie fragte, was er machen solle, wenn ein Fremder ihn auffordere, zu ihm ins Auto zu steigen – ein sehr lautes und kräftiges „Goooooo“ schallte sie ihm entgegen. Ich hoffe, mich daran zu erinnern, wenn ich welchen begegne, denn im Gegensatz zu jenen, die in „Arrival“ keine Gelegenheit ungenutzt ließen, um mit den Fremden in Kontakt zu kommen, hält sich mein wissenschaftliches Interesse an ihnen in Grenzen. Ehrlich gesagt ist es ein hartes Stück Arbeit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, denn sie sie sprechen so gar nicht wie wir. Erschwerend kommt hinzu, dass sie mehr Wert auf das Schriftliche als auf das Gesprochene legen, was die Vermutung nahe legt, dass bei ihnen recht behäbig zugehen muss. Weit gefehlt, in der Zeit, in der ich diese Kolumne schreibe, hätte ein Alien, wie ihn sich der Regisseur Villeneuve vorstellt, bereits ein oder zwei Romane geschrieben. Ihr Trick – sie fangen einen Satz gleichzeitig von vorne und hinten an. Geistig könnte man dies mit viel Training unter Umständen hinbekommen, jedoch macht die Motorik uns einen Strich durch die Rechnung (das leidige Problem mit den zwei linken Händen). Zu allem Überfluss benötigen sie keine Unterlage, auf der sie den Text festhalten. Ein Paradies für Linguisten. Und in der Tat, je mehr Dr. Louise Banks (für die Aliens ist sie die Louise) über sie erfährt, desto mehr steigert sie sich in die Arbeit hinein, bis sie zum Schluss jedwede Scheu vor ihnen abgelegt hat. Dass Amy Adams trotzdem nicht zu den 11 Schauspielerinnen gehört, deren Darbietungen als Oskar-würdig eingestuft wurden, hat sicherlich mit dem Starttermin zu tun. Louise ist eine Bilderbuchwissenschaftlerin – trotz ihres Könnens (sie ist in der Lage, alle Nachrichtensender, die die Kabelfirmen anbieten, zu verfolgen – ein Traum) und Ansehens sind ihr Allüren völlig fremd. Unaufgeregt, aber entschieden. Das ist genau der richtige Mix, zumal wenn dem Filmkomponisten ein Sirenenton – dieser ertönt immer dann, wenn wieder die Möglichkeit besteht, mit den Außerirdischen in Kontakt zu treten – eingefallen ist, der schriller und markanter nicht sein kann (irgendwie erinnert er mich an das furchterregende Gebläse, mit dem die Wikinger ihre Überfälle einläuteten). Mehr hätte Jóhann Jóhannsson gar nicht zu tun brauchen. Natürlich gibt es mehr von ihm zu hören. Auch dank dessen musikalischer Untermalung kommt der Film fast ohne futuristische Gebilde oder gar Techniken, die sich bis zu diesem Film niemand hat vorstellen können, aus. Ein Science Fiction, bei dem das Material und die Technik völlig unwichtig sind. Sollten wirklich mal welche kommen, kann man nur hoffen, dass deren Raumschiffe bunt sind. Dunkelgrau erweckt nur Argwohn. Den Aliens kann ich nur raten, so bunt wie Trump daherzukommen. Das kommt immer an.

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