Ein neues Sendeformat – Apprentice Trump

Was für eine Ironie der Geschichte – der Mann, der, so vermute ich, nach jeder Episode einen Apprentice (Lehrling) in der gleichnamigen Sendung hinauswerfen durfte, ist ab dem 20. Januar selbst einer, und zwar ein ganz besonderer, denn er gehört nicht nur zu den ältesten, sondern er hat auch noch das Privileg, dass ihm der Arbeitgeber eine Kündigungsfrist, die sich über 4 Jahr erstreckt, eingeräumt hat. Während ein älterer Arbeitnehmer von einer solch langen Frist träumen kann, darf ein Lehrling nicht einmal daran denken, dass ihm dieses Glück widerfahren könnte. Dass Trump, der so gerne fired, selbst nicht gefeuert werden kann, ist höchst bedauerlich, denn sollte er die Versprechungen, die er vor der Wahl gemacht hat, einlösen, müsste er unentwegt aus dem Weißen Haus fliegen. Was in der Realität nicht geht, kann man ja im Fernsehen inszenieren. Das einzige Problem ist, dass Politiker höchst unzuverlässig sind. Daher kann es bei einem solchen Format schon mal vorkommen, dass nach Wochen, in denen die Show wegen mangelnder Fehlbeschlüsse nicht gesendet werden konnte, die Sendung gleich dreimal in der Woche zu sehen ist. Angesichts Trumps Unbeliebtheit bei den Künstlern dürfte es kein Problem sein, Schauspieler zu finden, die bei dieser Show mitmachen. Dass mein Traum, im amerikanischen Showbusiness Fuß zu fassen, nicht bereits geplatzt ist, verdanke ich der Meldung, dass Wahlkampfforderungen, die er vor zwei Tagen hat entsorgen lassen, wieder auf seine Webseite zu finden sind. Unter anderem ist er weiterhin gegen das Klimaschutzabkommen. Alleine das sollte genügen, mit den Planungen für die Show anzufangen. Wer seinen Wahlkampf unter dem Motto „Dem Volk aufs Maul geschaut“ führt, kann nicht gleich am Tage nach der Entscheidung sich von Vorhaben, die seine Klientel durchweg gut finden, verabschieden. Trump macht da keine Ausnahmen. Vielleicht hatten seine Berater gehofft, niemanden würde auffallen, wenn einige Pläne, die in diesen Gefilden pures Entsetzen auslösen, still und heimlich ad acta gelegt werden. So einfach (und einfallslos) kann man das Volk und Luther aber nicht verraten. Es bedarf eines miachavellischen Moments, sich dieser Last, sofern er sie als solche empfindet, zu entledigen. Aber noch ist gar nicht ausgemacht, dass ihn diese Idee als Präsident ereilt. Wenn jemand nach rund 50 Jahren, in denen er immer sein eigener Herr war und sich nie nach anderen richten musste, einen Job, in dem er sich einordnen und unterordnen muss (u.a. verlangt dieser nach einem ganz anderen Führungsstil als jenes Kasperletheater für Erwachsene, das er während seiner Wahlkampfauftritte aufführte), annimmt, ist es nicht sicher, ob er ihn bis zum Ende macht. Durchaus möglich, dass er schneller zur Geschichte wird als wir denken. (Trump als Zauberlehrling, das hat was.) Bei Obama gestern hat er nicht unbedingt den Eindruck, dass er die Welt im Handumdrehen ändern könnte, hinterlassen. Trump ahnt, was auf ihn zukommt – bald ist er eingebunden in ein System, in dem seine Bewegungsfreiheit wesentlich geringer sein wird, als er gewohnt ist. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Aber er hat ja Zeit. 4 Jahre lang.

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