Falsches Beispiel für den richtigen Zweck

Absurd, absurder, Fleischhauer – der lässt die „Mediennutte“ (Broder) dafür hochleben, dass er keine Kosten und Mühen gescheut habe, sich von der Justiz bescheinigen zu lassen, eine Moderatorin mit der Behauptung, sie lege ihr Köpfchen zur Seite, damit sich der Verstand in einer Ecke sammeln oder konzentrieren könne, nicht beleidigt zu haben. (Der Artikel macht nicht deutlich, welches Verb Broder benutzt hat. Ich tippe auf sammeln, da es das passendere Wort ist.) Wer nun glaubt, diese Äußerung habe Broder Planungssicherheit verschafft, so dass es ihm nun möglich ist, in den nächsten Jahren entweder dienstags, donnerstags oder sonntags Lesungen zu halten, unterliegt dem Irrtum, Broder habe eine heroische Tat begangen – natürlich hat er keine aus dem Trio infernal, das auf dem deutschen Polittalk gluckt, gemeint. An Tina Medelsohn, die wegen ihrer Behauptung, Varoufakis würde Brecht imitieren, in dieser Kolumne heftig kritisiert wurde, hat sich, aus welchen Gründen auch immer, der Berufsspötter gestört. Die moderiert Kulturzeit, das ab 19:20 Uhr ausgestrahlt und nur von wenigen geschaut wird. Auf die kann Broder locker verzichten (seine Meinung ist da mit Sicherheit nicht mehr gefragt). Da auf ihr herumzuhacken nichts kostet, hat Fleischhauer sich ein falsches Beispiel ausgesucht. Die Suche nach dem großen Beleidiger – sozusagen dem Messias unter jenen, die es verstehen, sich nicht nur über jemanden schonungslos, scharf und wenn möglich humorvoll zu äußern, sondern wegen dieser riskanten Äußerung sich die Sympathien der Leser oder Hörer zu sichern – geht also weiter. Ich halte es jedoch für besser, selbst auszuprobieren, ob man das Zeug hat, es in diesem Metier weit bringen zu können. Der Aufforderung Fleischhauers, mit dem Beleidigen nicht aufzuhören, wird sich diese Kolumne bei der erstbesten Gelegenheiten annehmen.

Passen die Dresdner, die sich Pegida angeschlossen haben, eher in die Staaten als nach Deutschland? In Priols Jahresrückblick (vermutlich läuft das noch in der Mediathek) haben Dresdens Wut-Rentner für das lauteste Gelächter gesorgt. Mir war nicht nach Lachen zumute. Und das nicht, weil mein Lokalpatriotismus mich davon abgehalten hätte. Denen, die er gezeigt hat, hat einfach ein Wesenszug, der mir, sofern ich ihn erkenne, erlaubt, mich über sie lustig zu machen, gefehlt. Bspw. Dünkel. Amerika, das lt. Guardian britischen Muslimen ohne Angabe von Gründen die Einreise verweigert, wäre für sie Paradies. Trumps Vision, keine Menschen, die mit dem Islam in Verbindung gebracht werden können, einreisen zu lassen, wird Dank der Willkür der Behörden, denen die Politik, so scheint es, freie Hand zugesichert hat, Wirklichkeit. Mit Sicherheit hat das nicht mehr viel zu tun. Eher sieht es danach aus, als ob wir einem Glaubens- und Religionskrieg zu- steuern. Vor zwei Wochen, als Trump einen Einreisestopp forderte, fand ich das lustig. Nun ist es fast schon Realität.

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