Zweierlei Maß

Ich weiß nicht, ob es Ihnen, als Sie die Bilder der beiden Galgen sahen, an denen jeweils ein Pappschild baumelte, auf dem geschrieben stand, wen man hängen sehen möchte, wie mir, dem das Schicksal der zwei Personen erst einmal ziemlich egal war, ergangen ist – ich habe mich sofort gefragt, ob es das schon einmal gegeben hat. Leider hatte ich nicht die Zeit, danach zu googeln. Ehrlich gesagt ist es auch ziemlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich hätte „Politiker“, „Mann und Frau“ sowie „Galgen“ gewählt. Sicherlich wird man damit nicht weit kommen bzw. nur Ergebnisse, in denen beide liiert waren, erhalten. Auf Anhieb ist mir nur Mussolini, dessen Leiche und die seiner Geliebten in Mailand aufgehängt wurden, eingefallen. Die Ceausescus, denen das Los der Zurschaustellung ihre Leichen erspart geblieben ist, kommen mir noch in den Sinn. Die Staatsanwaltschaft hat ebenfalls mit dem Ermitteln begonnen, jedoch interessiert sie sich nicht für Parallelfälle in der Geschichte, sondern jene, die ihre handwerklichen Fähigkeiten auf eine makabre Art und Weise zur Geltung bringen wollten. Nun, da sich der Rauch gelegt hat, muss sich die Politik fragen lassen, ob sie gedenkt, zu versuchen, aufgebrachte Bürger, die über das Ziel hinausschießen, wieder für sich zu gewinnen. Bis jetzt hat sie sich auf die Medien, die bestrebt sind, die Demonstranten, die PEGIDA folgen, als Unberührbare hinzustellen, verlassen können. Auch deswegen ist die Zahl der Demonstranten um zwei Drittel gesunken. Das heißt natürlich nicht, dass die nie mehr an einer Demonstration teilnehmen werden. Sobald Merkel mit ihrem Wir-Schaffen-Das-Motto nicht mehr weiterkommt, sind wieder unter den Protestierenden. Darum könnte die Strategie, eine Art Kastenwesen hier zu etablieren (übrigens unternehmen die Inder erhebliche Anstrengungen, dieses System endlich zu überwinden), nach hinten losgehen. Vielleicht schaffen die Journalisten es ja, darauf zu verzichten, von den Leuten eine Begründung, warum sie glauben, Fremde würden der hiesigen Kultur schaden, abzufordern. Natürlich ist das nicht korrekt. Jeder muss schließlich seine Meinung begründen. Gerecht wäre es aber – oder haben Sie schon einen Journalisten erlebt, der auf die Antwort, mit Zäunen ließe sich die Flüchtlingswelle nicht eindämmen, die Frage nachschiebt, er oder sie möge doch begründen, warum dies der Fall sei? Ich jedenfalls nicht. Auch wenn die meisten Journalisten der Meinung sind, Drähte und Mauern würden nicht helfen, entbindet sie nicht, zu fragen, warum ihr gegenüber diese Ansicht vertritt (zumal es Beispiele gibt). Statt die Randstaaten der EU in die Lage zu versetzen, Flüchtlinge aufzunehmen, ja notfalls die mit einem Zaun dahin zu lenken, wo man sie hin haben will, kommen nun unsinnige Transitzentren, in die keiner freiwillig geht. Dieser Plan ist das Eingeständnis, dass die Osteuropäer nicht mehr auf Merkel hören.

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