Zuckerbrot und Peitsche à la Boris

„Sein Zuckerbrot verachten wir, seine Peitsche zerbrechen wir‘ – Churchills hat zwar Blut und Schweiß versprochen hat, jedoch hat er sich nie hinreißen lassen, den Briten seine Gunst vorzuenthalten, so wie es Boris, der glaubt, seine Reinkarnation zu sein, gerade getan hat, als er verkündete, wegen der Entscheidung der Abgeordneten, seinen Zeitplan abzulehnen, der vorsah, innerhalb von 3 Tagen seinen Deal durch das Unterhaus zu prügeln, die Debatten über den Brexit erst einmal auszusetzen zu wollen. So eilig ist der Brexit dann doch nicht, wenn die Möglichkeit besteht, am Deal herumdoktern zu können. Darum hat Boris gleich die Peitsche geschwungen, um den Abgeordneten klarzumachen, dass es einen geordneten Brexit nur zu seinen Konditionen gibt. Zuvor hatte Corbyn in einem Schachzug die Niederlage, die ihm 19 seiner Abgeordneten, die für Johnsons Brexit stimmten, bereiteten, mit seinem Angebot, einen Kompromiss mit den Tories suchen zu wollen, in einen kleinen Sieg umgewandelt. Talleyrand hätte es nicht besser hinbekommen. Labour ist die Partei, die sich den Gegebenheiten anpasst und nach Lösungen, mit denen alle Leben können, sucht. Das war seine Botschaft. Die Frage ist nur, ob die Leute das verstehen. Die Medien, allen voran die Zeitungen, von denen die Hälfte nicht verdient, dass man sie so nennt, da sie ausschließlich Propaganda verbreiten (Fakenews sind dagegen harmlos), haben dafür gesorgt, dass Kompromisse höchst unerwünscht sind – entweder alles oder nichts. Dementsprechend hat Boris keine Lust gehabt, die Parlamentarier mit einem Zuckerbrot zu ködern. Lt. Clerke hätten es drei oder vier Tage mehr getan. Zuckerbrot und Peitsche, das war mal. Nun setzt es ausschließlich die Peitsche, sprich auf einen Zermürbungskrieg mit den Abgeordneten. Sein größtes Drohmittel sind Neuwahlen, die ein Albtraum für alle jenen sind, die fürchten müssen, für ihre Haltung zum Brexit vom Wähler abgestraft zu werden. Zuckerbrote verteilt Boris nun keine mehr. Es besteht auch kein Grund. Glaubt wirklich jemand daran, dass ein EU-Politiker Boris auffordern wird, den Abgeordneten genug Zeit zum Diskutieren zu geben? Wohl kaum. Europas Politiker haben den Fehler gemacht, überschwänglich jeden Deal, der erreicht wurde, zu feiern. Die Parlamentarier haben da nur gestört. Das waren und sind Troublemaker, die eine jahrelange Arbeit zunichte machen können. Die Regierungschef täten gut daran, Boris für sein Verhalten zu kritisieren. Aber sind unsere Politiker wirklich so intelligent? Ich glaube nicht, dass sie das verstehen.

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