Vier Tage, in denen kein Flugzeug ungebucht bleibt

Wüsste ich es nicht besser, hätte ich bei über eine Überschrift, die besagt, 1700 Privatflugzeuge kämen zum Forum in Davos herunter, wirklich gedacht, dass es höchst gerecht sei, wenn angesichts des starken Franken selbst die Mächtigen sich gezwungen sehen, Zelte und Vorräte im Learjet einzufliegen. Wer in Skandinavien Urlaub macht, der deckt sich schließlich auch mit allen Möglichen ein. Da der notorisch klamme Guardian, der sich kein Flugzeug, das die Ausrüstung transportiert, leisten kann, zwei Reporter vor Ort, kann ich endgültig Entwarnung geben – in Davos bleibt alles beim Alten. Die Hoffnung, Al Gore und Angelika Merkel müssten ein oder zwei Nächte in Zelten, in denen rustikale Öfen aus Eisen für kuschelige Temperaturen sorgen, verbringen, kann ich aufgeben. Dass diesmal so viele Jets wie noch nie auf den Flugplätzen rings um Davos landen werden, muss an den neuen Krisen, deren Ende, von Ebola in Westafrika mal ausgenommen, nicht abzusehen ist, liegen. Wer darauf hofft, Davos kann dazu beitragen, Wege, wie sie überwunden werden können, aufzuzeigen, ja diese vielleicht sogar lösen, wird angesichts der Liste der Teilnehmer feststellen, dass in den Hochalpen die Zeit stehen geblieben ist, sprich auf Gemütlichkeit und auf Gediegenheit weiterhin allerhöchsten Wert gelegt wird. Davos dient nicht dazu, Konfliktparteien die Chance zu geben, ihre Ansichten einem Publikum, das sich im günstigsten Falle neutral gibt, darzulegen. Bspw. haben die Russen nur ihre zweite Garnitur geschickt. Putin und Medwedew haben keine Lust mehr, für ihr Land im Westen zu werben. Ein weiteres Indiz der These Shamirs, der meint, sie würden sich aus Europa zurückziehen. (Toller Artikel, der noch gehaltvoller wäre, wenn der Autor sich Ausdrücke wie „Judeo-American empire“? verkniffen hätte.) Dafür ist die Ukraine mit ihrem Topmann vertreten. Da Poroschenko sich sicher sein kann, wohlwollend aufgenommen zu werden, kommt das Treffen angesichts der schweren Verluste, die seine Armee erlitten hat (abermals sind junge Leute sinnlos verheizt worden – diesmal haben sie die Panzer ohne Infanterie losgeschickt), genau recht, um Kraft für neue Abenteuer, die mit ziemlicher Sicherheit wieder im Chaos enden werden, zu tanken. Ägyptens umstrittener Staatschef ist auch dabei. Mit wem diskutiert die Prominenz Sillicon Valleys? Etwa mit Glenn Greenwald darüber, wie sie der NSA beim Sammeln der Daten helfen? Schön wäre es. Leider sieht es so aus, als würden die IT-Pioniere unter sich bleiben. Ich habe jedenfalls niemanden ausmachen können, der sich für ein freies Internet einsetzt (am rechten Rand befinden sich die Foren).

Wohl den Kriegsherren, die ihre eigenen Soldaten im eigenen Land auf Äckern, die, so scheint es, weit außerhalb der Städte bzw. Orte liegen, begraben, ohne dafür den Zorn ihrer Landsleute zu erregen. Es ist fast so, als wolle man die Opfer verstecken. In einem Bericht wird erwähnt, dass es den Angehörigen unmöglich ist, die Gräber zu besuchen. Vermutlich sollen Verwandte und Freunde froh darüber sein, dass er überhaupt begraben wurde. Vermutlich haben sie überhaupt keine Chance, sich irgendwo zu beschweren. Vielleicht finden viele das auch als völlig normal, das man sie nicht auf Friedhöfen beerdigt. Das verspricht nichts Gutes. Wann reißt endlich der Geduldsfaden der Bevölkerung?

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