Version, die ……

Wer als Tänzer bei ihr anheuert, ist sich darüber im klaren, seinen Namen in keiner der vielen Rezensionen, die jedes Mal erscheinen, wenn sie auf ihrer Welttour in einem neuen Land auftritt, zu finden, ein Sänger jedoch, zumal wenn sein Part recht bedeutend ist, dieser also nicht zum Background gehört, darf sich schon berechtigte Hoffnungen machen, dass die Rezensenten seinen Auftritt in zwei oder drei Sätzen bewerten. Reist dieser gar den Akt mit dem Star heraus, ist es ein Muss, dies in den Konzertberichten zu erwähnen. Warum kann ich dennoch nirgends den Namen des Mannes, der mit Madonna in Paris „Je t’aime“ sang, finden? Alles Playback? Mit Sicherheit nicht, darum mir auch Madonnas Knebelpartner – die Huffingtonpost meint, dass, wenn ich es richtig verstehe, sie das Lied, da sie statt der Sehnsucht die Kontrolle zelebrieren würde, entweiht habe – mir ein wenig leid tut: die Zuschauer ignorieren ihn, während sie die Diva bei jeder neuen Pose umjubeln, dabei ist sie doch nur beim Refrain richtig gut, die tiefe und raue Stimme (wirklich sehr markant) ihres Partners aber jener Gainsbourgs (klingt melodiöser) durchaus ebenbürtig ist. Genau vor drei Wochen fand der Auftritt statt. Letztes Wochenende gab es Informationen über eine (Liebes?)Affäre der abgeschmackten Art, die mit jener, die Madonna den Zuschauer bot, nur das Chaos und die Unergründlichkeit gemein hat. Zig Autoren fühlten sich berufen, zu erklären, wie Drygallas angebliches Verhältnis zu einem mutmaßlichen Neonazi zu bewerten sei. Dass daraus noch keine Drygalla-Affäre wurde, ist dem Umstand, dass die Spiele noch laufen, geschuldet. Bemerkenswert finde ich, dass sie selbst nirgendwo aneckte, was im Nachhinein die Frage aufwirft, ob es nicht besser gewesen wäre, fürs erste alles unter den Tisch zu kehren (stattdessen wurde darüber ausführlichst berichtet). Mit ihrer Abreise aus dem Olympialager der Deutschen brach die Lawine los. Niemand konnte und wollte sie stoppen. Zu schlussfolgern, ob nun weibliche Klugheit obsiegte, sie wirklich mit den Ideen der Neonazis nichts am Hut hatte oder sie die Dinge zu naiv sah, bleibt denen überlassen, die es für notwendig erachten, sie einzuordnen. In Threads, in denen über sie diskutiert wird, ist sogar der Name Eva Braun, die Personifikation der Naivität, gefallen. Wäre sie nicht vergiftet worden, hätte sie die Sowjetsoldaten mit den Sätzen „Меня зовут Eva Hitler. Я жена лидера.“ begrüßt. Ich bin mir noch nicht schlüssig, wie sie reagiert hätten. Aus Gründen der Überleitung nehme ich an, dass die Soldaten in der Annahme, in der Psychiatrie gelandet zu sein, abgezogen wären (mir ist klar, dass das nicht sonderlich originell ist, aber das Folgende musste unbedingt rein). Mir kommt da ein Artikel des Spiegels, der Mitte der 90er erschien, in den Sinn. In diesem ging es um unaufgeräumte Schreibtische bzw. Bürozimmer. Als 1918 Revolutionäre die Redaktion einer Zeitung in Prag stürmten, wäre nur das Zimmer eines Sportreporters unversehrt geblieben – weil alle dachten, jemand vor ihnen muss dort schon randaliert haben. Da ich noch etwas gutzumachen habe – wer sehen will, wie Madonna sich in Moskau für die Freilassung der drei Mitglieder der Pussy Riots einsetzte, wird hier fündig.

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