Trauriges Wochenende

Sollte der Autor mit seinem Teaser zum Beitrag „Mit Drogen ist sie ein größerer Star als ohne“ (SZ) recht haben – er schreibt, ihr Album „Back to Black“ sei so perfekt, dass es für die zu Drogen- und Alkoholexzessen neigende Künstlerin unheimlich schwer sein würde, dieses Niveau zu halten, sie also Opfer ihres eigenen Erfolgs wurde – ist es jammerschade, dass ihr niemand geraten hat, es wie Kate Bush zu machen, die sich, als ihr alles über den Kopf zu wachsen schien, einfach aus dem Geschäft zurückzog. Das war vor ungefähr 25 Jahren. Und seitdem weiß niemand, wo sie genau lebt. Wenn ich die Daten aus der halbstündigen Doku, die vorigen Donnerstag (Girlsserie 18:30 Uhr ARTE) lief, richtig im Kopf habe, ging Bush am Höhepunkt ihrer Karriere ins selbstgewählte Exil. Während die eine sich also rar machte, praktisch abtauchte wie jemand, nach dem die Polizei fahndet, sorgte die andere weiter für Schlagzeilen, leider aber nicht mit Konzerten oder neuen Alben, sondern irgendwelchen Drogenexzessen. Vermutlich war Bush, deren Familie eng mit Gilmore (Pink Floyd) befreundet war, besser informiert über das Geschäft; nicht darauf erpicht, unbedingt im Scheinwerferlicht zu stehen. Sie hat den radikalen Schnitt geschafft, den Winehouse nicht machte, vermutlich auch gar nicht machen wollte. Angesichts des Tods Winehouses wäre es ganz gut, könnte sich Bush entschließen, darüber zu berichten, warum und wie sie geschafft hat, sich vom Rummel loszueisen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es ganz angenehm ist, dauernd im Mittelpunkt zu stehen. Und man macht einige Dinge, die man nicht tun würde, um ja im Fokus der Öffentlichkeit zu bleiben. Aber nicht genug, dass sie so früh sterben musste, nein sie hat auch noch das Pech, dass nach ihrem Tod sich die Medien weiterhin mehr für ihre Eskapaden als für ihr Schaffen interessieren, so sehr, dass ich den Eindruck habe, ihr Schicksal wird benutzt, um anschaulich zu zeigen, wie gefährlich Alkohol und Drogen sind. Das hat die zierliche Frau mit einer Stimme für vier wirklich nicht verdient. Früher, so denke ich, stand immer das Werk des Künstlers im Mittelpunkt. Drogen wurden nur beiläufig erwähnt. Dass in der Berichterstattung die Drogenabhängige Winehouse die R&B Sängerin Winehouse in den Schatten stellt, muss für jeden, der ihre Musik mag, unerträglich sein.

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Eine Antwort zu Trauriges Wochenende

  1. Hartmut sagt:

    Tolle Hinweise! Ich werde mich damit mal intensiver beschäftigen! Bin gespannt auf neue Eintraege!

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