Spieglein Spieglein an der Wand, wer hat die….. (Deutschland ist es nicht)

Wäre die Story, die natürlich nur Hollywood oder Pinewood, dem wir Bond verdanken, verfilmen könnte, bereits in den Kinos gelaufen, hätten viele gesagt, sie sei an den Haaren herbeigezogen, was natürlich nicht ausschließt, dass besonders phantasiereiche Drehbuchschreiber – ich denke in erster Linie an jene, die sich noch nicht etablieren konnten – etwas Ähnliches nicht schon bei diversen Produzenten einreichten, worauf, wenn sie Glück hatten, ihnen die Produzenten geradeheraus antworteten, ihre Geschichte sei unglaubwürdig und zu kompliziert. (Die Vorstellung, in der Filmbranche würde es immer noch recht direkt zugehen, mag klischeehaft sein, nichtsdestoweniger hielten die meisten den Stoff für nicht verfilmbar.) Wer nun glaubt, der Handlung wegen sei es gut, dass neben dem Leben im Film noch eines ohne Kulissen existiert, irrt – es ist wirklich nicht amüsant, zu lesen, wie eine Frau zuerst ihren Mann, von dem sie getrennt lebt, und dann sich selbst ins Gefängnis bringt (beide sind zwar noch nicht verurteilt, jedoch gilt es als ziemlich sicher, dass sie in den Knast müssen).

Und das alles nur, weil die Frau (Pryce) eines Ministers (Huhne) sich dafür rächte, dass ihr Mann, dem sie ihre Karriere opferte, sie verließ – sie gab in einem Interview bekannt, ihr Gatte habe sie gezwungen, der Polizei zu sagen, sie habe am Steuer gesessen, als ihr Mann in eine Geschwindigkeitsfalle geriet. Das war vor zehn Jahren. Der Rest ist Geschichte. Erstaunlicherweise findet sich kein Sarkasmus – wie Rache ist, süß, sie will aber auch gekonnt sein; wenn eine Griechin – immerhin hat die griechische Mythologie drei Rachegöttinnen aufzuweisen – es, allen griechischen Tragödien-Vergleichen zum Trotz, schon nicht hinbekommt, wer dann (?) – in der Berichterstattung (ihr Mann muss wirklich ein Ekel sein).

Wenn es in Deutschland bloß auch so herzzerreißenden Skandale gäbe. Sie müssen (sollen) ja nicht so tragisch wie der Fall Pryce-Huhne enden. Theatralisch sollten sie aber schon sein. Etwas Anrüchiges haben. Die Menschen bewegen, sie anrühren. Eine gewisse Tragik gehört auch zu einem guten Skandal. Leider sind die Eklats hierzulande schrecklich rational – es geht um nicht ausgewiesene Zitate in Dissertationen, um Hotelaufenthalte, die angeblich Fremde bezahlt haben, oder Bobbycars, die Politiker-Kinder geschenkt bekamen. Nichts Shakespearesches. So schmerzlich es für jene, die es trifft, ist, so langweilig ist es für die Öffentlichkeit.

Wenigstens lässt ARTE sein Publikum nicht hängen – deren Idee, „The Hour“ donnerstags auszustrahlen, ist toll. Eine wirklich grandiose Serie mit geistreichen Dialogen und guten Schauspielern, wobei Freddy als geniales und gewitztes Enfant terrible alle überragt, auch wenn nur es nur wenige Zentimeter sind. Die Serie spielt zur Zeit der Suezkrise (1956) beim Fernsehen der BBC. Alles steckt noch in den Kinderschuhen. Dazu kommen diverse Morde. Ich freue mich schon auf nächsten Donnerstag.

PS: Für den Independent ist Hugo Chavez bereits im Himmel angekommen. Überraschenderweise macht er dort auch schon Karriere. (Spätestens ab Sonntag muss geblättert werden – leider).

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