Schöne Bescherung für die Brexiteers

So haben sich die Brexiteers das nicht vorgestellt – jetzt, wo nur noch Mays großer Zeh die Tür zur EU offen hält, wird ihnen klar gemacht, dass nach dem Verlassen der verhassten Gemeinschaft alles noch schlimmer als vorher werden könnte. Nein, BMW macht sein Mini-Werk in Oxford nicht zu. Auch bleibt Airbus in Bristol. Für die Brexiteers kommt es viel schlimmer – ausgerechnet jene, die, so deren Versprechen, an das May in jeder ihrer Reden zum Brexit-Deal ausdrücklich hinweist, wegen der wiedergewonnenen Souveränität des Königreichs kaum noch Chancen haben sollen, die Insel zu betreten, kommen ins Land. Das einzige Argument der Brexiteers, das in den letzten zwei Jahren nicht ad absurdum geführt wurde, gerät nun ins Wanken. Die ultimative Katastrophe für die Austrittsbefürworter, denn mit einem „Mittelmeer“, selbst wenn es „nur“ ein „Mini-“ ist, im Ärmelkanal hätten wohl die wenigsten von ihnen gerechnet. In Schlauchbooten, die wesentlich seetüchtiger als jene, die den Migranten in Libyen vorgesetzt werden, zu sein scheinen (hochseetüchtig sind sie jedoch auch nicht) versuchen sie, Dover zu erreichen. Seit Weihnachten sind 94 Leute aufgegriffen worden. (Keine „Seenotrettung“ wie im Mittelmeer. Lt. Guardian wurden sie „abgefangen“ bzw. „festgenommen“.) Wird wieder einmal mit den Migranten große Politik gemacht? Die Organisationen, die sich um sie kümmern, meinen, diese Versuche würden zeigen, wie sehr sich deren Lebensverhältnisse in Frankreich verschlechtert haben. Nichtsdestotrotz lässt sich nicht verheimlichen, dass der Politik diese Min-Fluchtwelle recht gelegen kommt. Da Frankreichs Behörden das Treiben nicht verhindern – für die Briten gilt Schengen nicht, außerdem sollen Banden, die sich für ihre Dienste reichlich entlohnen lassen, die Überfahrten organisieren – spricht vieles dafür, dass Macron der Sache Gutes abgewinnen kann. In einer nachrichtenarmen Zeit helfen Schlagzeilen, die die Argumentations-Ruinen der Brexiteers in Schutthaufen verwandeln, jenen, die gegen den Ausstieg und für eine Volksabstimmung plädieren. Macron brauchte nicht einmal etwas dafür zu tun. Zugucken heißt dessen Devise. Wäre das Königreich schon draußen, müsste es nämlich die Flüchtlinge aufnehmen. Dank der EU bzw. Dublin kann es diese aber wieder nach Frankreich abschieben. Ein Albtraum für Farage und Co. Im Augenblick argumentiert Labour aber nicht so. Das sollten sie aber, jedoch mit dem Hinweis, dass Dublin höchst ungerecht sei, darum auch eine Quotenregelung her müsse.

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