Pelzig (unter)hält sich

Während die meisten, deren Karriere in Münchens berühmt-berüchtigten Bierkellern begann, wo sie von der Pike auf lernten, sich in verschiedensten Metiers Gehör bei den Gästen zu verschaffen, einer sich gar anschickte, die ganz Welt zu erobern, bestrebt waren, den Rauch- und Biergeruch, der ihren Sachen anhaftete, los zu werden, hat Pelzig es vorgezogen, auch an seiner neuen Spielstätte – das ZDF hat ihm ein Variete, dem jedweder dekadente Touch fehlt, darum Leute, die diesen erleben wollen, weiterhin nach Paris fahren müssen – geschenkt, der alte zu bleiben. Nicht nur hat sich sein Äußeres nicht verändert, nein, er ist weiterhin die ehrliche Haut von früher – immer bestrebt, nichts vorzutäuschen, hat er sich entschlossen, im  Titel seiner Sendung deutlich zu machen, dass nun schwere Zeiten auf ihn (und seine Fans?) zukommen. Was ich vor der Sendung noch euphorisch als gelungenen Marketingcoup betrachtete – wer schafft es schon, mit dem Namen seines Produkts zu kokettieren, ohne dessen Markenreputation zu beschädigen? – sah ich nach dem Sehen der Show nüchterner – Pelzig muss sich zwar nicht eingraben, braucht also keinen Stellungskrieg zu führen, jedoch ist zu spüren, dass ihn ein wichtiger Verbündeter, nämlich die Zuschauer vor Ort, nicht mehr so spontan und treu wie sonst unterstützt. Im Bierkeller haben die Zuschauer noch Blut gelenkt, was Pelzigs Angriffslust, zur Freude aller, richtig in Wallung gebracht hat. Die gepflegte Varieteatmosphäre jedoch lässt Raubtiergefühle nicht zu. Es ist bedauerlich, dass die ARD an ihrer (veralteten) Maxime, entweder ganz für uns oder gar nicht, festgehalten hat

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