Oberbürgermeister für Halle gesucht,

und es ganz danach aus, als ob er alte Oberbürgermeister auch der neue sein wird, was einem kleinen Wunder gleichkommt, hat er doch, wie der Blog berichtete, so viel Unheil angerichtet, dass er normalerweise mehrmals abgewählt werden müsste. Dies ist nicht möglich, aber dafür haben die Hallenser die Chance, ihn am Sonntag aus dem Amt zu wählen. Gründe gibt es genug. Sein Ausflug in den Deichbau, der in puncto Geheimhaltung der Planung Ulbrichts Mauerbau weit in den Schatten stellt, endete nach ungefähr zwei Wochen. Seitdem ruht die Arbeit. Lebten wir in anderen Zeiten, würden Wanderprediger in den Straßen der Stadt darum wetteifern, wer mit seiner Botschaft, dass mit der Dürre, unter der die Menschen seit Jahren leiden, Gott unseren Oberbürgermeister für dessen höchst undemokratische Entscheidung bestrafen wolle, am besten bei den Bewohnern ankommt (für Mysoginisten unter den Verkündern – mein Lieblingsprediger ist einer – wäre Halle der perfekte Ort, eine Therapie zu starten). Im Nachhinein klingt dessen Begründung, mit dem Bau Gefahr für Leib und Seele abwenden zu wollen, wie jene, die die Brexiters verwenden, um den Austritt Großbritanniens aus der EU zu rechtfertigen. Damit nicht genug. Er hat es auch geschafft, die in der DDR geschaffene Kulturlandschaft, in dem der Deich gebaut wird, dem Erdboden gleichzumachen. Widerstand dagegen gab es nicht. Die Petition gegen den Abriss der Eissporthalle, die der Blog unterschrieb, hatte keinen Erfolg. Ostalgie im Osten – in Halle, anders als in Potsdam oder Leipzig, wo die Bürger für Gebäude, die sie erhaltenswert finden, kämpfen, gibt es sie nicht. Hier regieren die Abrissbirnen. Hier darf rigoros verändert werden. Meistens zum Schlechten. Der alte Charme ist jedenfalls dahin. Vermutlich hat unser Oberbürgermeister Glück – die Geschichte wird ihm nicht den schlechten Geschmack jener, die die Gebäude und Plätze in seiner Ägide haben errichten bzw. umgestalten lassen, anlasten. Vermutlich wird es die Papenburgs, die Medicis Halles, treffen. Deren gleichnamige Firma hat vermutlich in der Amtszeit unseres Oberbürgermeisters mehr Gebäude in Halle errichtet, als die Medicis es in Florenz vermocht haben. Und von denen gab es bekanntlich einige Generationen. Alle Vertreter der Familie galten als geschmackssicher. Die erste Generation der Papenburgs, die in Halle baut, neigt leider dazu, Bauklötze in die grazile Stadtlandschaft Halles zu stellen. Da weitere dieser Ungetüme geplant sind und unser jetzige Oberbürgermeister bisher keine Anstalten gemacht hat, diese zu verhindern, kann nur ein neuer Mann uns vor diesen bewahren. Alleine das reicht aus, um sich morgen für einen neuen Oberbürgermeister zu entscheiden (und es gibt natürlich noch viel mehr Gründe, für einen Wechsel zu stimmen).

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