Merkel in die Bärenfalle „getapst“

Außer Spesen nichts gewesen, aber wenigstens brauche ich mir um die „Eliten“ dieses Landes keine Sorgen zu machen, denn weder Wowereit und Merkel noch Obama mussten ihre Rede unterbrechen – alle Anwesenden (10 Gäste sagten wegen der Hitze ab) hielten trotz des Trink- und herkömmlichen Sonnenschutzverbots (Hütte ja, Ombrelles nein, dabei hätten die japanischen der Veranstaltung erst präsidialen Flair verliehen) durch. Was wäre gewesen, wenn wirklich jemand in Ohnmacht gefallen wäre? Gut, dass keinem etwas passierte, nichtsdestoweniger halten sich meine Sympathien für jene, die unbedingt beim Irrsinn (viele Teilnahme mussten sich Stunden vorher einfinden) dabei sein mussten, in Grenzen. Ehre, wem Ehre gebührt – Buschkowsky, nach Merkel der zweitwichtigste Politiker in diesem Blog, sagte ab. Gäbe es den Preis „Person mit Rückgrat 2013“ (den Superlativ „stärksten“ halte ich für unangebracht), käme er sicherlich in die engere Auswahl. Dass ausgerechnet ein Portal, das die FAZ verdächtigt, mit seiner Obama-Berichterstattung die „Diederich Heßlings“ des 21. Jahrhunderts zu züchten, dessen Absage im Liveticker aufführt, hat wegen des besagten Artikels etwas Pikantes – unter den vielen unnützen Informationen und Kommentaren finden sich hin und wieder nützliche, im Zweifelsfall sind also jene, die nach jedem zweiten Satz frenetisch Beifall klatschen, die neuen „Heßlings“. (Da die FAZ den Hauptdarsteller unerwähnt lässt, erlaube ich, zu erwähnen, dass Werner Peters großartig ist.) Sie werden sicherlich schon erraten haben, wer die Meldung ins Netz gestellt hat – Spiegelonline ist es gewesen.

Während Obama schweißgebadet seine Rede beendete, muss Merkel nicht einen Tropfen Körperflüssigkeit verloren haben, was ihr sicherlich das Lob der Medien („Sie bringt nichts ins Schwitzen“), wäre nicht der Satz, das Internet sei für uns Neuland, gefallen. (Keine Angst – ich teile den Humor meiner Landsleute nicht. Für mich bleibt weiterhin Kohls Datenautobahn-Erklärung das Maß aller Dinge.) Die Häme, die sie über sich ergehen hat lassen müssen, hat nicht vermocht, ihr Selbstbewusstsein auch nur um ein µ nach unten zu drücken. Ganz im Gegenteil – während einer Ausstellungseröffnung in der Eremitage (ja, ausgerechnet Petersburg) hat sie gefordert, dass Stücke, die aus Deutschland stammten, wieder zurückgebracht werden sollten (der Eberswalder Goldschutz ist zu sehen). Besonders klug ist das nicht. Der gewieften Taktikerin sind aber nicht die Nerven durchgegangen. Vielmehr will sie zeigen, dass sie sich vor keiner Auseinandersetzung – im Beisein Putins in Russlands berühmtester Gemäldegalerie die Rückgabe deutscher Kunstwerke zu verlangen, erforderte Chuzpe. Während sonst der mächtige Kreml-Herrscher keinen Widerspruch duldet, muss ihn Merkels Ansinnen wie ein Geschenk des Himmels vorkommen – die geizigen und undankbaren Deutschen, die sich nie zufrieden geben. Alles wollen sie haben. Damit lässt sich gut Politik machen. Merkel ist in die Falle, die ihr Putin gestellt hat, hineingegangen. Und das alles nur für ein paar Wählerstimmen aus dem rechten Lager. Wenigstens hat sie nicht das Wort „Beutekunst“ gebraucht. Dass die Russen diese Werke als Reparation sehen, ist allzu verständlich – eine Entschädigung für die Leiden, die die Deutschen den Russen zugefügt haben. Diese Genugtuung werden sie sich nicht nehmen lassen. Warum sie Putin nicht vorgeschlagen hat, die beschlagnahmten Sachen regelmäßig in Deutschland zu zeigen, ist mir ein Rätsel. Diese Lösung wäre die vernünftigste.

PS: Das einzig Spannende in diesem Sommer ist, ob Hochhuth es schafft, sein Theater besenrein zurückzuerhalten.

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