Laschet begeht den gleichen Fehler wie May

Aber wenigstens hat die ihren gemacht, als sie bereits im Amt war, während Laschet nach seinem Missgriff nur hoffen kann, es trotzdem noch irgendwie ins Kanzleramt zu schaffen, was ziemlich aussichtslos erscheint, wenn man sich mit Merz jemanden ins Team holt, der glaubt, dass das Sparen der beste Weg sei, die Problemen und Aufgaben – Stichwort Erderwärmung – zu lösen. Oder etwa nicht? Sparen oder Nichtsparen, das ist hier die Frage, die im September beantwortet wird. Und da die Deutschen den Ruf haben, ausgemachte Sparfüchse zu sein, stehen die Chancen für Laschet gar nicht mal so schlecht, nach Berlin zu kommen. Natürlich mit Merz im Gepäck, der dort darangehen wird, seine Politik durchsetzen, so dass niemand mehr weiß, wer eigentlich der Kanzler ist. Das setzt jedoch voraus, dass wir bis dahin wissen, was Laschet überhaupt will. Im Augenblick ist das nicht so recht klar. „Die Menschen draußen im Lande“ werden sich wohl bis zum ersten Kanzlerduell, an dem wohl auch Scholz teilnehmen darf, gedulden müssen. (Für jemanden, der mit den drei Kandidaten absolut nichts anzufangen weiß, wäre wohl ein Triell, in dem die Kontrahenten in einem gleichseitigen Dreieck zueinander stehen, die beste Wahl.) Dessen Problem ist, dass er nicht mal in der Lage zu sein scheint, für Kakophonie in seiner Partei zu sorgen. Wo bleibt die Gegenmeinung zu Merz’ Einschätzung über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts? Der glaubt, vermutlich zurecht, es sei jetzt zu spät, am Treibhausgesetz herumzuwerkeln. Leider hat er aber vergessen, zu betonen, dass seine Partei nach Wahl das Gesetz sofort überarbeiten werde. Dessen Aussagen (Eigentum etc.) lassen vermuten, dass es ihm erster Linie darum geht, seine konservative Klientel zu halten. Umweltbewusste Wähler, die die Grünen für zu unerfahren halten, um das Land zu führen, wird das nicht überzeugen, die Union zu wählen. Um die Merkelwähler halten zu können, braucht Laschet schon jemanden, der sich von Merz abgrenzt. Und das nicht nur in diesem spezifischen Fall. Mit Söder wäre die Union nicht in diesem Dilemma. Wäre er Kanzlerkandidat, wäre es völlig egal, was Merz von sich gibt. Das kuriose an der Situation ist, dass ausgerechnet der Kandidat, der sich als liberal gibt, im Begriff ist, einen Lagerwahlkampf zu führen. Mit den Gründen verbindet die Union im Augenblick jedenfalls nicht viel. Angesichts der vielen Konjunkturprogramme, die im Augenblick en vogue sind, würde der selbsternannte Europäer wegen seines Sparministers als Bremser in Brüssel gelten, über den die Welt nur den Kopf schüttelt. Wer in Neapel schon mal in einer S-Bahn gesessen hat, der weiß, dass ein kontrollierter Ausbruch des Vesuvs der Stadt helfen würde, die Kosten für die Sanierung zu senken. Draghi hat gezeigt, dass man sich vom Diktat Schäubles befreien kann. Schaffen das auch die Deutschen?

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