Königliche Hochzeit

Allen jenen, die den Stammbaum der Windsors/Sachsen-Coburg und Gothas kennen, regelmäßig Klatschmagazine wälzen, jede Reportage, in der es um einen Vertreter des Adels geht, zwei mal lesen sowie bereits wissen, wo und wann die Hochzeitskutsche an ihnen vorbeibrausen wird, sei gesagt, dass sie sich ungemein langweilen werden, sollten sie weiterlesen (es sei denn, sie mögen die katholische Kirche) – ich bin kein Adelsexperte, sondern ein Commoner, ein Plebejer, dem Detailkenntnisse fehlen, der aufgrund diverser Berichte, in denen es um Menschen geht, die bereits jetzt schwer unter dem Hochzeitsprunk leiden, fühle ich mich aber genötigt, Leuten, denen es vor dieser Hochzeit graut, zu helfen, über diesen Tag hinwegzukommen, was bisher nur hartgesottene Typen, die es mit Leichtigkeit schaffen, alles, was um sie herum passiert, zu ignorieren, gelungen ist. Es muss also eine Strategie, die  empfindliche Menschen vor seelischen Dauerschäden bewahrt, her. Eine wäre, wie ich bereits angedeutet habe, darauf zu verzichten, am Freitag sowie an zwei Tagen zuvor Radio zu hören, fernzusehen oder die Zeitung zu lesen, ein superhochzeits- allergischer Bürger also an die Fastenzeit noch ein dreitägiges Medienfasten dranhängen müsste, was ihm Zeit, andere Dinge zu tun, verschaffen würde, er jedoch weiterhin mit dem mit dem Problem, hyperanfällig auf solche Ereignisse zu reagieren, konfrontiert wäre. Und die nächste Megahochzeitsveranstaltung – Stichwort Monaco – steht schon bald vor der Tür. Meines Erachtens hilft da nur eines – sich dem Ereignis stellen, nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“, so wie es auch schon Goethe – die berechtigte Frage der Stammleser, ob der Autor außer ihm noch andere Dichter, Schriftsteller etc. kenne, kann ich mit einem Ja beantworten – tat, der um seine Höhenangst loszuwerden, auf den Straßburger Dom stieg. Das heißt aber nicht, sich jede Hochzeitsreportage anzuschauen, vielmehr kommt es darauf an, sich gezielt jene, die den höchsten therapeutischen Erfolg verspricht, auszusuchen, denn schließlich (leider) kommt es immer auch darauf an, an welcher Stelle man angreift. Ich kann da nur Rolf Seelmann-Eggebert , der, so hoffe ich, auch diesmal live kommentieren wird, empfehlen – der Mann kennt jedes Detail, beispielsweise weiß er, wer wann wo bei Festen des Adels eingeladen war und was er/sie da getragen hat. Vor allem aber gibt er sein Wissen unaufgeregt wieder, so unaufgeregt, dass ich versuche, mir nichts von dem, was er sagt, zu merken, weil, so glaube ich, dies der einzige Weg ist, mir meine Neugier auf alles, was die Royals betrifft, zu erhalten. Warum soll ich auch etwas behalten, wenn er alles weiß und so gut erklären kann? Ohne ihn würde es für mich gar keinen Sinn machen, Ereignissen, die den Hochadel betreffen, zu verfolgen. Ich muss aber zugegeben, dass mich die Bilder interessieren würden. Vermutlich würde ich dann den Ton abstellen. Es gibt ja so viel zu sehen. Und da die Zeiten, als der Adel sich geschmacksicher anzuziehen pflegte, schon lange vorbei sind, lässt es sich auch gut über dessen Anputz lästern. Im Liefern perfekter Bilder sind die Briten ja große Meister. Das Beispiel (siehe Link unten) aus der Regent Street macht es deutlich, wobei ich, als ich flüchtig draufschaute, mir die Nazis, die die Straßen ja mit unzähligen Fahnen dekorierten, in den Sinn kamen, mir dann aber schnell bewusst wurde, dass die Engländer immer noch Wissen, wie man Ritterturniere ausschmückt, deshalb ich nun auch begreife, warum Filme, deren Handlung in dieser Zeit spielt, meistens im angelsächsischen Raum gedreht wurden bzw. immer noch werden. Ich fürchte, trotz der ganzen Perfektion wird es nicht zum ersten Platz reichen, denn am 1. Mai wird Johannes Paul II. heilig gesprochen, und da niemand es schafft, ein Ereignis eindrucksvoller und bewegender zu choreographieren als der Vatikan, ist aus künstlerisch-ethischer Sicht dieser Sonntag der eigentliche Supermedientag des Jahres, alleine schon der Liturgien wegen. Wer die Beisetzungsfeierlichkeiten Pauls verfolgt hat, wird sich fragen, ob es nicht besser wäre, Kardinälen erst mit 80 zu erlauben, sich zum Papst wählen zu lassen. Immerhin könnten sie im Schnitt noch 10 Jahre lang im Amt bleiben. Die Wiener müssen vor Neid geplatzt sein, als sie sahen, mit welchen Pomp und welcher Ergriffenheit er beigesetzt wurde.

PS: Leider konnte ich keine Bilder finden, die belegen, der Guardianautor könnte mit seinem Vergleich (Nürnberg zur Zeit der Naziparteitage) recht haben.

http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2011/apr/20/royal-wedding-regent-street-flags

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Königliche Hochzeit

  1. Pingback: Werner Höfer und Windows 8 | Franz, der Blogger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert